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Ein Dialog der Kulturvereine – “intercult” baut Brücken im Bennohaus

Ein Ratgeber zu „Wie heirate ich interkulturell?“, Diskussionen darüber, ob man sich als Heterosexueller zum CSD eingeladen fühlt und eine Verabredung aller Teilnehmer zum Essen: Diese und andere Aktionen erlebten die Zuschauer bei der 11. Ausgabe von „intercult grenzenlos“ am vergangenen Freitag im Bennohaus. Vereine mit der Agenda für Inklusion, Integration und Akzeptanz waren eingeladen worden, um sich auf der Bühne zu präsentieren und anschließend über die Frage zu diskutieren, ob es in Münster auch unter den Vereinen einen Austausch gibt oder „jeder nur sein Ding macht“. Durch den Abend führte die ehemalige Antenne-Münster-Moderatorin Anina Pomerenke, die zwischen kurzen Vereinsportraits Gespräche mit den Gästen führte. Zu den Teilnehmern gehörten erstmalig Alexander Daum und Amin Achoury vom Track e.V. Münster, die mit ihrem Projekt „Massar“ nach Deutschland emigrierte Jugendliche jeglicher sexuellen Orientierung begleiten, sowie der Vorsitzende des CSD Münster e.V., Tobias Gehre. Außerdem präsentierten die Leiter der Slam Base Münster, Sarah und Emeka Bob-Aneyji, eine kreative Kostprobe ihrer Arbeit. Was Verkostung betrifft, so war die Küchen- und Bildungsfusion Salam Kitchen, die tagsüber zertifizierten Deutschunterricht gibt und abends mit nah-östlichen Köstlichkeiten „Brücken baut“, ebenfalls dabei. Als viertes Mitglied an diesem Abend durfte das Bennohaus den entwicklungspolitischen Verein Vamos e.V. begrüßen, der Aufklärungsarbeit über interkulturelle Probleme wie Umweltverschmutzung und Flucht betreibt. Nach kurzen Gesprächen fand die erste Performance des Abends statt. Im witzig-provokanten Stil stellte das Ehepaar Aneyji ihre Erfahrung einer interkulturellen deutsch-irakisch-nigerianischen Hochzeit in einem Poetry-Slam vor. Zwischen Verwandtschaftsverhältnissen und DNA-Tests, geplanter Pünktlichkeit und zu spät kommenden Überraschungen wurde Leitfaden der beiden für zukünftige multikulturelle Ehepaare vorgestellt. Das Publikum lachte herzlich und selbst Sarah und Emeka konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Insbesondere in der anschließenden Talk-Runde wurde klar, dass alle Beteiligten Interkulturalität begrüßen, doch stellte sich auch die Frage, wie man sie vereinsübergreifend leben könne. „Diversität und offen gelebte Toleranz können zeigen, wie vielfältig Münster ist,“ so Tobias Gehre, doch die Umsetzung erfordere ein breites Publikum. Niklas Böhmeke von Salam Kitchen vermutete, dass viele Menschen sich nicht bewusst gegen etwas entscheiden, sondern ihre Zeit einfach in etwas für sie interessanteres investieren. Erstaunt stellte er fest „wie viele Vereine man noch nicht kennt“. Veranstaltungen offener gestalten und nicht „gegen, sondern für etwas sein“, seien wichtige Komponenten für Vereinsinitiativen und auch mal jemanden mit „radikaleren Ansichten“ in den eigenen Veranstaltungsreihen sitzen zu haben, seien Wünsche der Slam Base, was bei den restlichen Teilnehmern auf Zustimmung traf. Alexander Daum berichtete ebenfalls von den Schwierigkeiten, andere Kulturgruppen auf sich aufmerksam zu machen. Es existiere das Gefühl „man sei ein bisschen unter sich“ und er äußerte den Wunsch, sich insbesondere mit Bildungseinrichtungen zu vernetzen. Die Lösung liege, wie Maike Grabowski von Vamos e.V. im Verlaufe der Diskussion zusammenfasste, in der Zusammenarbeit und Vernetzung durch und mit anderen Vereinen, sowie aus eben jener „eigenen Blase herauszukommen“. Gegen Ende der Talk-Runde kristallisierten sich erste Verknüpfungen unter den Teilnehmern heraus und dem Vorschlag von Gehre „bei Salam Kitchen diese schöne Runde nochmal auszubauen“ wurde begeistert zugestimmt. Wie es mit dem „Kulturvereinskarneval“ in Münster nun weiter gehe, sei mit Spannung entgegen zu fiebern und die ersten Impulse zur Zusammenarbeit wären nun gesetzt, so das Schlussplädoyer der Moderatorin. Letzten Endes wurde aus einem Selbstgespräch ein selbstverständliches Gruppengespräch. Den Abend liess man mit der musikalischen Darbietung der Sängerin Amenda Hü ausklingen.

Ostviertel-Redaktion