„Noch nie war es in unserer Zeit so wichtig, auf die Straße zu gehen“
Es waren wieder 10.000 Demonstrant*innen, so das Bündnis. Die AfD hatte ins Rathaus geladen, und die Münsteranerinnen und Münsteraner sind gekommen, um ihren Protest auf die Straße zu tragen. Sie trafen sich vor und hinter dem Rathaus. Organisiert hatte den Protest das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“, das aus etlichen zivilgesellschaftlichen Münsteraner Organisationen besteht. Auf dem Prinzipalmarkt war die große Kundgebung mit vielen Reden und Live-Musik. Gekommen waren u.a. Grüne, Sozialdemokrat*innen, Linke, Gewerkschafter*innen, die Caritas, Christen und Muslime, aber auch Konservative und Liberale. Münsters demokratische Stadtgesellschaft hatte sich in Münsters guter Stube versammelt.
Gegen eine Normalisierung der AfD
Der Sprecher des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“, Carsten Peters, führte aus: „Noch nie war es in unserer Zeit so wichtig, auf die Straße zu gehen, um deutlich zu machen, dass es keinen Platz für Rassismus, keinen Platz für Menschenverachtung und keinen Platz für eine Politik der sozialen Ausgrenzung geben darf. Also: Keinen Platz, keinen Raum für die AfD!“
Das Bündnis stelle sich gegen eine „Normalisierung“ der AfD, denn „die AfD ist keine demokratische Partei“! Sie versuche „nach wie vor, sich als bürgerliche, konservative Partei darzustellen“, so Peters. „Als ‚normal‘ angesehen zu werden, mitzuspielen, das ist das, was sie wollen. Wir werden uns jedoch genau dieser vermeintlichen Normalisierung entgegenstellen“, konstatierte Peters in seiner Rede.
Die Antifaschistische Linke Münster lobte Münsters Protestkultur: „Immer wenn die AfD in Münster auftritt, muss sie damit rechnen, auf vielfältige Art und Weise mit Protest konfrontiert, blockiert oder sabotiert zu werden. Und das trägt zu einem nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass die AfD hier auf die Drei-Prozent-Marke zusteuert und eben kein normaler Teil der Stadtgesellschaft ist.“
Robert von Olberg (SPD Münster) mahnte in seinem Beitrag angesichts der Ereignisse in Thüringen:
Spießrutenlauf für die AfD
Vor dem Rathaus waren ca. 8.000 Menschen auf der Kundgebung. Etwa 2.000 Demonstrant*innen hatten sich auch hinter dem Rathaus versammelt, um den eintreffenden Gästen der AfD ihre Meinung zu zeigen. Viele versuchten auch, die Ankunft der AfD zu blockieren. Dabei versuchten sie, den Gästen der AfD durch passive Gewalt – also durch Sich-in-den-Weg-Stellen – den Zugang zum Rathaus zu verwehren. Tatsächlich mussten auch einige Gruppen der AfD zunächst kehrt machen. Die Polizei führte die AfDler aber am Ende hinter einem Spalier an der Fassade des Stadthauses in den Rathausinnenhof. Dabei drängten die Polizisten die Demonstrant*innen massiv zurück. An einer Stelle soll es auch zum Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei gekommen sein, wie uns einzelne Demonstrant*innen berichteten. Mutmaßlich wollten einige Demonstrant*innen über die Absperrungen in den Rathausinnenhof gelangen. Die antifaschistische Gruppe „eklat“ kritisierte dementsprechend, der Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken sei „unverhältnismäßig“ gewesen. Ebenso hätte es Schläge ins Gesicht gegenüber friedlichen Demonstrant*innen gegeben, und nachdem zuerst abgestellte Fahrräder umgestoßen wurden, seien Demonstrant*innen auf diese geschubst worden. Ebenso seien sexistische und anti-linke Sprüche von Seiten der Polizei gefallen.
Zum Abschluss gab es Musik
Als krönenden Abschluss des Protestabends gab es noch Livemusik und Grußworte. Die „Empty Veins“ rockten den Prinzipalmarkt, und das Duo „Cuppatea“ spielte bekannte eigene und alte Protest-Lieder.
Strategie aufgegangen
Da der Vorsitzende der AfD Münster Martin Schiller gegenüber den Westfälischen Nachrichten die Situation als „Kessel von Münster“ und „Frontabschnitt“ bezeichnete, scheint die Strategie des Bündnisses ja aufgegangen zu sein! Der AfD-Empfang begann schließlich auch mit erheblicher Verspätung. Und das Bündnis versprach in einer Abschlusserklärung: „Wir werden auch im anstehenden Kommunalwahlkampf gegen die extreme Rechte in Münster aktiv werden!“
Fotos von der Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt:
Fotos: Jan Große Nobis.
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