OSTVIERTEL.MS

Schwarz in allen Facetten

„Ich male nicht mit Schwarz, sondern mit Licht. Mit den Reflektionen der schwarzen Oberflächen meiner Bilder,“ beschrieb es einst der französische Künstler Pierre Soulages, dem auch das LWL-Museum in Münster einen Ausstellungsplatz schenkte.

Doch ist Soulages nicht der Einzige, der dieser Farbe Bedeutsamkeit zusprach. Vollkommen schwarz gekleidet sitzt Claus Classen am Freitag in einem schwarzen Sessel auf der Bühne des Bennohauses und liest aus einem schwarz gebundenen Buch. Der Titel: SCHWARZ. Der gebürtige Bayer kam 1971 über sein Studium nach Münster.

Im Nachhinein „eine sehr gute Entscheidung“, erzählt er lächelnd dem Publikum. 30 Jahre lang arbeitete Classen als Facharzt für Herzchirurgie im Herz-Jesu-Krankenhaus. Die Arbeit habe ihn sehr erfüllt, doch mit der Pensionierung entdeckt Classen einen früheren Lebenstraum wieder: Er möchte ein Buch schreiben. Für ihn ist klar, er wird sein Buch der Farbe Schwarz widmen.

„Der Farbe, die mich mein ganzes Leben begleitet“,

erzählt er. Unterstützt wird er von den Künstler*innen Ute Becker und Niels Bonnemeier, die die von ihm verfassten Texte künstlerisch ergänzen.

„Schwarz die Farbe vom absoluten Anfang und absoluten Ende. Und dazwischen Leben“,

zitiert Classen zu Beginn der Lesung und fährt fort mit 60 Minuten „schwarzen Fakten“ aus Religion, Mythologie, Literatur, Kunst, Mode und Sprache. Classen nennt zahlreiche Beispiele. Von der schwarzen Romantik in der Literatur, über das kleine Schwarze, bekannt durch Audrey Hepburn und aus der heutigen Modewelt nicht mehr wegzudenken, bis hin zum Blues, der seine Anfänge in der afroamerikanischen Bewegung hat. Das Besondere sei, dass Farben und ihre Bedeutung von der jeweiligen Gesellschaft definiert werden. Wo in Deutschland die Farbe Schwarz Trauer symbolisiert, ist dies in China die Farbe Weiß. Classen führt an, dass Schwarz vielleicht im ersten Moment für Leere, Einsamkeit und das Böse steht. Es wirkt passend in der aktuellen weltpolitischen Situation.

„Aber“, führt er fort, „in Wirklichkeit hat Schwarz eine ambivalente Bedeutung“, denn genauso stehe es für Seriosität, Würde und Macht, Exklusivität, Luxus und Intellektualität. Am Ende der Lesung klatscht das Publikum begeistert. Den anschließenden Sektempfang nutzten einige Besucher*innen, um mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. So hat die Lesung bei einigen sicherlich das Potenzial geboten, die eigene Perspektive zu verändern.

Ostviertel-Redaktion

Kommentar hinzufügen