Hyperrealismus und abstrakte Kunst. Beide Stilrichtungen bieten auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten und doch wurden sie am 02. Dezember 2022 im Bennohaus gemeinsam ausgestellt. Zahlreiche Menschen besuchten an diesem Abend das Bennohaus, um die Werke von Stuart Jefka und Jan Fürst zu betrachten. Vor einem halben Jahr kam beiden die Idee, sich für dieses Projekt zusammenzutun und den ästhetischen Kontrast zu feiern.
Während Stuart bei seinen Werken einen geringen Wert auf Genauigkeit legt, verliert sich der Hyperrealismus im Detail. Hier konzentriert sich Jan Fürst auf das exakte Abbilden symmetrischer Gesichtszüge. Nichtsdestotrotz schreckt der Künstler nicht davor zurück, seine Figuren in ungewöhnlichen Szenarien zu zeigen. Diese Herangehensweise steckt auch hinter seinem selbsternannten Lieblingsstück „embraced“, welches eine Frau mit einem Gitter aus Haaren vor dem Gesicht abbildet.
Den Gegensatz zu der schwarz-weiß-Zeichnung, die für Jan Fürst eine tiefere Bedeutung darstellt, bildet die abstrakte Kunst von Jefka, die mit bunten Farben und abstrakten Tiermotiven überzeugt. Neben den kunstvollen Ölgemälden stellt Stuart Jefka auch faszinierende Tierplastiken her, welche sich bei näherer Betrachtung als Metamorphosen herausstellen. Stuart Jefka hat es sich zum Ziel gemacht, lustige oder unnatürliche Bewegungen von Tieren in seine Kunst zu integrieren. Somit kann es auch durchaus passieren, dass Krokodile Fahrradfahren oder ein Nashorn ein Instrument spielt. Doch wie kommt der Künstler darauf, sich auf diese ungewöhnlichen Szenarien zu fokussieren? Spontanität und Inspiration aus dem näheren Umfeld seien die Antwort auf diese Frage, erzählt Jefka uns in einem Interview. Jan Fürst wiederum verlässt sich in seinem Schaffungsprozess weniger auf den Zufall, sondern kommt durch konzentriertes Nachdenken zu seinen Ideen, die er mithilfe von Öl, Aquarell oder Kohle verwirklicht.
Trotz dieser Unterschiede, verbindet die beiden eine große Gemeinsamkeit – die schon sehr früh begonnene Liebe zur Kunst. Sowohl Jefka als auch Fürst malten seit Kindheitstagen viel – im Kindergarten die Möbel bekritzeln und später im Mathematikunterricht dann die Arbeitsblätter. Doch Kunst studiert habe Jefka nie, in seiner Vergangenheit hat sich der abstrakte Künstler in seinem Bachelor mit Telekommunikation und Filmwissenschaften beschäftigt, später im Master dann in der Wildlife-Dokumentarfilmproduktion. Durch ausführliches Ausprobieren auf großformatigen Bildern, aber auch auf Gebäuden und Wänden hat Jefka seinen individuellen Stil gefunden. Im Sommer hat der Autodidakt zum Beispiel auch das Treppenhaus des Bennohauses gestaltet. Fürst wiederum behautet von sich selbst noch in der Findungsphase zu sein.
Künstlerische Vielfalt, starke Kontraste und bunte Farben schufen für die Besucher*innen der Vernissage eine ganz besondere Atmosphäre. Zwischen den beiden Künstlern Stuart Jefka und Jan Fürst schlängelten sich die Gäste interessiert hindurch, nahmen die Werke konzentriert ins Auge und unterhielten sich angeregt.
Die Ausstellung wird noch bis Februar 2023 auf der dritten Ebene des Bennohauses zu sehen sein.
Fotos: Jana Stegemann und Maria Steinmetz
Kommentar hinzufügen