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Unverpackt? Natürlich!

Egal, ob beim Kauf der Kleidung, auf Social Media oder bei Reisen – das Thema Nachhaltigkeit umgibt uns alle. Jugendliche stellen sich die Frage, ob es überhaupt moralisch vertretbar wäre, Kinder in eine Welt zu setzen, die immer wärmer wird. Fridays for future – Proteste und Diskussionen – jede*r möchte seinen Beitrag leisten, ist jedoch auch so ein manches Mal überfordert, wo überhaupt angefangen werden könnte. Vor dieses Problem wurde auch Anja Minhorst gestellt, bevor sie sich dazu entschied, durch die Eröffnung ihres Unverpacktladens das Plastik in der Welt zu reduzieren.

Hallo erstmal! Können Sie sich einmal kurz vorstellen?

Anja Minhorst: Ja, mein Name ist Anja Minhorst. Ich bin Inhaberin von „natürlich unverpackt“, von Münsters Unverpacktladen.

Könnten Sie bitte kurz das Konzept des Ladens hier erklären?

Das Konzept ist so, dass Leute ihre eigenen Behälter mitbringen können und die eigenen Behälter dann mit Lebensmitteln oder auch Spül- und Putzmitteln befüllen können. Der Sinn dahinter ist natürlich, dass man einfach Müll spart, weil jeder hat Zuhause einen ganzen Schrank voll Tupperdosen, Schraubgläser, das ist ja schon Verpackung. Das kann man eben nutzen, um dort halt immer und immer wieder Lebensmittel oder Spülmittel und so weit er reinzufüllen und das spart letztendlich eine ganze Menge Müll.

Anjas Natürlich Unverpacktladen ist der erste verpackungsfreie Lebens- und Gebrauchsmittel-Markt in Münster.

Was hat Sie dazu bewegt, dieses Geschäft zu gründen bzw. zu eröffnen?

Ich wollte ein bisschen was gegen die Plastikflut im Meer tun.

Haben Sie sich schon immer für Nachhaltigkeit und Umwelt eingesetzt und interessiert?

Huh, das ist ne gute Frage. Also schon lange. Ob schon immer weiß ich nicht, aber schon jetzt so 20 bis 30 Jahre. Ich hab’ eben auch Biologie studiert und während des Bio-Studiums bin ich dann auch ein bisschen getaucht und da kam eigentlich das Interesse so richtig raus, dass einfach diese Unterwasserwelt, diese fantastische Unterwasserwelt, erhalten bleiben muss.

Haben Sie Stammkund*innen oder gibt es bestimmte Menschengruppen, die hier oft einkaufen?

Ja, also wir haben sehr, sehr viele Stammkunden. Einmal muss man sagen – so Lebensmittel kauft man im Umkreis von 800 Metern – das heißt, die meisten kommen hier aus dem Viertel zum Einkaufen und dann haben wir ganz viele Stammkunden, die den Mittagstisch nutzen. Zum Mittagstisch kommt wirklich nochmal eine ganz andere Gruppe, halt Berufstätige, die hier irgendwo in den umliegenden Büros arbeiten, die dann wirklich sehr regelmäßig ein-, zwei-, dreimal in der Woche zum Mittagessen kommen.

Kaufen Sie ihre Lebensmittel auch selbst hier im Laden oder wie setzen Sie das Thema im Alltag um?

Nun ja, ich habe alle Lebensmittel, die hier im Laden sind, schon bezahlt. Es wäre dumm, sie nicht mitzunehmen – das auf der einen Seite, vom wirtschaftlichen Faktor her und natürlich lebe ich auch selber nach diesem Konzept. Also ich versuche wirklich selbst – wo es geht – Müll und vor allem Plastikmüll einzusparen. Was nicht heißt, dass ich mir auch ab und zu mal eine Tüte Chips im normalen Supermarkt kaufe, aber ich sag’ mal 95 % kommen aus diesem Laden.

Inwiefern sind Sie selbst von der momentanen Inflation betroffen, bzw. wie wirkt sich das auf die Nachfrage aus?

Das bleibt noch abzuwarten, wie sich das dann ganz konkret weiter auswirkt. Also wir haben seit Coronakrisenbeginn schon massive Umsatzeinbußen und hätten uns halt sehr gewünscht, dass nach Corona das hier wieder aufwärts geht, aber das bleibt aus.

Um dem nachhatligen Konzept treu zu bleiben, bezieht der Laden seit der Eröffnung in 2015 Öko-Strom.

Woher beziehen Sie Ihre Lebensmittel und achten Sie dabei auch auf die Nachhaltigkeit der Lieferant*innen?

Ja, zum größten Teil ja. Man kann nicht immer bei jedem Produkt den Weg bis zum Produzenten zurückverfolgen, das geht nicht, aber wir gucken uns schon sehr genau die Lieferanten an. Was sind das für Lieferanten? Also, wir haben ja fast ausschließlich Bio-Lebensmittel und bei den Bio-Lieferanten kann man schon auch selbst davon ausgehen, dass sie gucken, wer das produziert. Da verlass ich mich einfach drauf, in dem Falle. Aber ansonsten kriegen wir ja auch Angebote von anderen Lieferanten und da haken wir schon immer ein bisschen nach: Ist das Bio? Wie sind die Bedingungen für die Arbeiter? Wir haben nicht komplett Fairtrade, das würde nicht funktionieren, aber wir gucken halt schon, ob wir so gut wie möglich auch Fairtrade-Produkte einsetzen und natürlich auch regional, also dass man eben von regionalen Bauern die Waren bezieht.

Sie bieten jeden Mittag einen Eintopf oder eine Suppe an, ist das Bistro schon von Anfang an Teil des Geschäfts gewesen?

Ja, von Anfang an. Das hat auch was mit Müllvermeidung zu tun, weil viele Dinge – wenn Salat zwei Tage da im Körbchen liegt, sieht der auch nicht mehr schick aus – all’ diese Dinge, die eben nicht mehr so richtig schön für den Verkauf sind, die wandern in die Suppe. Da wir so 20 bis 30 Mitttagsgäste haben, ist das auch in Kilo ausgedrückt ungefähr jeden Tag vier, fünf, sechs Kilo an Obst und Gemüse, was da verkocht wird, sodass das einfach auch dafür sorgt, dass wir immer eine schöne Obst- und Gemüsetheke haben und da wirklich minimal was wegschmeißen.

Falls keine Zeit ist, selbst im Laden einzukaufen, gibt es die Möglichkeit auf den Abholservice des Geschäfts zurückzugreifen.

Damit direkt zur nächsten Frage: Wer kocht die Mittagsgerichte und werden diese gut im Viertel angenommen?

Wer die kocht? Das bin ich. Also ich mach’ das selbst und wie gesagt, also es wird sehr, sehr gut angenommen. Das zeigt sich einfach dadurch, dass wir wirklich absolute Stammkundschaft haben, die immer und immer wiederkommt, seit Jahren.

Welches Produkt wird am meisten gekauft, beziehungsweise wo ist der Bedarf am höchsten?

Die feine Haferflocke ist unser Bestseller. Ja…(lacht). Das kann man wirklich absolut so sagen, auch schon von Anfang an. Feine Haferflocken: Das ist das absolute Produkt. Ansonsten kann man überhaupt eben sagen, so diese Nudeln, Flocken, das sind so das, was am meisten geht. Die Süßigkeitenabteilung, die ist auch sehr gefragt.

Das war es dann auch schon. Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

Ein Beitrag von Paula Brieden und Linn Stenert

Paula Brieden

Hallo ich bin Paula :)
19 Jahre alt
Bufdi im Bennohaus seit September 2022

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