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Platanenstreit im Hansaviertel

Platanenstreit im Hansaviertel

Aufgrund der Verlegung einer Fernwärmeleitung kam es Anfang März am Hansaring zur Fällung von zwei Bäumen. Das Entfernen der zwei vierzig Jahre alten und, laut Grünflächenamt, kerngesunden Platanen löste bei den Anwohnern großen Unmut aus. Vom eigentlichen Vorhaben hatten viele Anwohner einige Wochen vor der erfolgten Fällung erst aus der Zeitung erfahren. Schon deshalb hatten sie der Stadt mangelnde Auskunft vorgeworfen. Schnell machten sich Proteste breit, die das Fällen der Bäume zu verhindern versuchten. Dazu gründete sich unter anderem die Nachbarschaftsinitiative „Platanenpower“. Laut Anwohnern prägten die Bäume das Bild des Hansarings. Sie spendeten Sauerstoff an der belebten zweispurigen Straße und kühlenden Schatten im Sommer.

Die Stadtwerke selber verwiesen darauf, dass die Fällung notwendig sei, um während der Bauarbeiten den Straßenverlauf weiterhin zweispurig halten zu können und so Engpässe, die zu großräumigen Verkehrsbehinderungen führen würden, zu vermeiden. Dies sei auch wichtig, um Rettungswege für Einsatzfahrzeuge frei zu halten, betonten Feuerwehr und Rettungsdienst. Laut Stadt Münster erwies sich die Fällung der Bäume trotz umfangreichen Prüfungen alternativlos. Als Ersatz will man nach Ende der Bauarbeiten vier neue Bäume pflanzen.

Eine von der Nachbarschaftsinitiative vorgelegte Lösungsmöglichkeit wurde von Stadt und Stadtwerken innerhalb eines Tages geprüft und als nicht umsetzbar bewertet. Die Anwohner fühlten sich übergangen und intensivierten daraufhin den Protest. Flugblätter wurden im Viertel verteilt und weiße Kreuze auf die beiden Bäume gemalt, sowie Plakate angebracht mit der Aufschrift „Lasst mich leben, ich hätte noch 60 Jahre“.

Am 16. Februar, einen Tag vor der geplanten Fällung der Platanen, hielten die Anwohner eine Mahnwache, mit anschließender Demonstration. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bäume klaut“ war das Motto, das immer wieder zu hören war. Das Fällen der Bäume konnte einen Tag später, am 17. Februar, jedoch nicht durchgeführt werden, da sich einige Einwohner dauerhaft an diesen niedergelassen hatten. Auch das Eingreifen der Polizei mit einigen Platzverweisen konnte nicht verhindern, dass die zur Fällung gekommenen Arbeiter irgendwann ihre Sachen packten und wieder abzogen.

Was zunächst wie ein kleiner Sieg für die Protestierenden wirkte, mündete jedoch am 6. März in eine unangekündigte Fällung. Um 5 Uhr morgens rückten Arbeiter mit Polizeischutz an und begannen eine Stunde später die Bäume zu fällen. Schnell bildeten sich kleinere Proteste, wobei etwa 25 Demonstrant*innen gut 50 Polizist*innen gegenüber standen. Letztendlich konnte die Entscheidung von Stadt und Stadtwerke, die Bäume fällen zu lassen, an diesem Tag durchgeführt werden.

Doch damit scheint der Platanenstreit noch lange nicht beendet.  Für die Zukunft ist die Verlegung der Fernwärmeleitung auch auf weiteren Teilen des Rings geplant. Auch die Fällung von weiteren gesunden Bäumen ist dafür vorgesehen. Schon jetzt wurden an einigen von ihnen schwarze Tücher angebracht sowie Plakate mit der Aufschrift “Sind wir die Nächsten?”

 

Unsere Videobeiträge dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=8vzYD2nQGQc

 


Links & Quellen

http://www.wn.de/Muenster/3207731-Platanenstreit-am-Hansaring-Anlieger-wollen-Protest-fortsetzen

http://www.wn.de/Muenster/3208229-Sperrung-aufgehoben-Platanen-am-Hansaring-sind-gefaellt

https://www.stadtwerke-muenster.de/presse/pressemeldungen/gesamt/nachricht/artikel/erhalt-der-zwei-baeume-am-hansaring-nicht-moeglich.html

 

 

Robert Fischer

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