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Miteinander sanfter umgehen lernen
Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden aber oft doppelt zu viel: an ihren Symptomen und an den Vorurteilen der anderen

Seelische Schwierigkeiten enttabuisieren

Wer entscheidet überhaupt, was richtig und falsch ist? Gehört diese Kategorisierung nicht zur menschlichen situativen Theorie in der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit?
Die gesellschaftlichen Normen wurden schon in der Kindheit eines Lebens beigebracht, damit jede*r vor der Stigmatisierung geschützt wird. Das Gehirn eines Menschen fordert normalerweise angefertigte Schubladen als Teil einer Routine oder einer sogenannten Gewohnheit, sodass das Aufnehmen sowie Einordnung der Informationen ohne großen Aufwand erfolgt. Aus diesem Mechanismus heraus wird es weiterhin komplizierter, gegen den Sturm in einer großen schnellen Welt zu schwimmen.

 

Psychische Störungen treten in vielfältigen Erscheinungsformen auf und gehören zu den weit verbreitetsten Erkrankungen: So schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass weltweit etwa 300 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sind und EU-weit 164,8 Millionen Menschen seelischen Schwierigkeiten haben. Für die knapp 18 Millionen Betroffenen in Deutschland und ihre Angehörigen ist eine psychische Erkrankung mit massivem Leid verbunden und führt oft zu schwerwiegenden Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben.
Es kann mit Abweichungen der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens oder auch des Selbstbildes (Selbstwahrnehmung) einhergehen. Dazu gehören zum Leben mit einer psychischen Schwierigkeit die ausgelösten Emotionen und Gedanken von Selbst-Schuld, Anderssein, die Sehnsucht nach Verständnis im Familienkreis und die Schwere des Tagesbeginns, was manchmal zum Tragen einer Maske im öffentlichen Raum führt. 

 

Gemessen an der Bedeutung des Zitates von Alexander Wittler: Intelligenz grenzt an Wahnsinn, sind oft die psychischen und geistigen sowie seelischen Schwierigkeiten mit Genialität verbunden. Meistens haben die Betroffenen scharfe Intelligenz, oft sind sie kreativ, weise und zielstrebig.
Es gibt weltweit die Vermutung, dass es keinen gesunden Menschen gibt. Es ist eine Utopie wie die Idealstadt, die niemals existieren wird. Viele wissen darüber nichts, andere können es nicht wagen, weil sie in einem Topf voller Vorurteile geschmissen werden, obwohl Tausende von psychischen Störungen existieren. 

 

Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden aber oft doppelt soviel: an ihren Symptomen und an den Vorurteilen der anderen. Obwohl die soziale Politik und die Regierung sich für die seelische Gesundheit stark einsetzt, gibt es auch Problemstellen wie z. B. die lange Warteliste bei Psychologen und Therapeuten in deren Praxen. Die veralteten Vorurteile der Gesellschaft über die Krankheit und ihre Verbindung mit Verrücktheit gehören auch zu dem Problem, weil die Akzeptanz und damit verbundene Geborgenheit Bestandteile des Behandlungsprozesses sind. Die Masse kann daran Schuld sein, dass die Betroffenen sich und ihre Schwierigkeiten nicht akzeptieren können.
Im Prozess der Heilung findet die Person oft nicht so schnell die richtige Diagnose heraus. Es sollte bei jedem individuellen Fall in Absprache mit Ärzt*innen verschiedene Psychopharmaka ausprobiert werden, da es wissenschaftlich noch nicht eindeutig bewiesen ist, wie ein Menschenkopf funktioniert.

 

Stigmatisierung und Diskriminierung im Bereich der psychagogischen Gesundheit hat eine negative Auswirkung auf das Zusammenleben. Wir können nicht voneinander verlangen, uns ähnlich zu verhalten, weil jede*r in einem anderen Kontext und in einer anderen Umgebung erzogen wurde. Die Früherkennung ist in den ersten Lebensjahren unabdingbar und die Umgebung sowie deren Umgang damit ist ein ausschlaggebender Faktor.

Zum Thema sind ein paar Betroffene interviewt worden, die anonym bleiben wollen, was natürlich ein authentisches Bild über die Verwurzelung des Problems in der Masse zeigt. Hier sind ein paar Zitate:

  • Die Welt ist psychisch krank, die hypersensiblen Menschen reagieren nur zweckentsprechend auf die geschehenen Ereignisse. Das ist die pure Normalität und so soll das sein.
  • Trotz der massenhaft anerkannten seelischen Syndrome und Erkrankungen, herrscht ein Mangel an der Anerkennung davon in den Köpfen der Menschen. Während die Ursache von körperlichen Krankheiten absehbar ist, stecken meistens hinter den psychischen Problemen versteckte Gründe,, die die Erkrankung nicht nachvollziehbar machen. Manche glauben aber beispielsweise an Gott, obwohl sie ihn nicht sehen können.
  • Schwäche zeigen trägt in sich eine große Stärke, da dies der erste Schritt der Genesung ist, zu den eigenen Problemen zu stehen.

 

Ein seelisches Problem hat sich keine*r ausgesucht, deswegen sollen wir als Menschen miteinander sanfter umgehen, damit mindestens der Weg der Selbstakzeptanz vereinfacht ist. Es ist die Zeit für eine Verbesserung der Situation, damit keine*r sich ausgeschlossen fühlt und einen Platz für sich in der Gesellschaft findet. Vor allem die Tatsache, dass wir in einem freien Land leben, wo der eigene Weg sowie die Art vom Dasein selbst entschieden und ausgelebt werden dürfen, sollte dabei bedacht werden.

Weitere Zahlen und Fakten unter:
https://www.esslingen.de/site/Esslingen-Internet-2016/get/params_E-503825063/13565222/Microsoft%20Word%20-%20Zahlen%20und%20Fakten

Buschra Arnous

Praktikantin in der Abteilung Kulturmanagement und Öffentlichkeitsarbeit beim Bennohaus

29-jährige Künstlerin aus der Hauptstadt Syriens Damaskus, seit knapp fünf Jahren in Münster. Als Architektur-Studentin lerne ich derzeit im Bennohaus die Grundlage des Kulturmanagements und der Öffentlichkeitsarbeit aus Interesse und Leidenschaft, da ich kulturell geprägt und sprachlich begabt bin. Nachhaltig sowie minimalistisch und bewusst sind die Hauptsäulen meines Lebens. ich glaube an die Natur und liebe Tiere, denn ich teile die Wohnung mit meinem zweijährigen Kater. Mein Traum ist: mich politisch und gesellschaftlich mehr zu engagieren, um einen Unterschied in der Welt zu machen.

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