Die Folgen der Corona-Pandemie treffen viele marginalisierte Gruppen besonders hart. Menschen in Geflüchtetenunterkünften leiden in vielerlei Hinsicht unter den Ausmaßen der Pandemie. Angela Merkels Aussage („Wir schaffen das!“) im August 2015 zum Höhepunkt der politischen Staatskrise in der Asylpolitik blieb im Gedächtnis. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IBB) gingen im zweitem Halbjahr 2018 insgesamt 60 Prozent der Geflüchteten einer Erwerbstätigkeit nach, besuchten eine Bildungseinrichtung oder nahmen an Integrationsmaßnahmen teil. Die restlichen 40 Prozent waren in Mutterschutz oder auf aktiver Stellensuche.
Ehrenamtliche Helfer*innen trugen einen erheblichen Teil dazu bei, dass so viele Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integriert wurden. Vereine, wie der „Wi(h)r e.V.“, der sich um die Integration in Ostbevern kümmert, betreuen Asylsuchende von der Ankunft bis hin zu der Wohnungs- und Jobsuche. Ebenfalls organisiert der „Wi(h)r“ Veranstaltungen, bei denen Menschen mit und ohne Fluchtvorgeschichte zusammenkommen, um sich gegenseitig kennenzulernen und auszutauschen. Somit besteht für die Geflüchteten die Möglichkeit die deutsche Sprache schneller und einfacher lernen zu können. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Christian Kötter und dem Vorstandsmitglied Heinz-Josef Zumharsch des „Wi(h)r“ über ihre Arbeit und die derzeitige Situtation in Geflüchtetenunterkünften.
Die Corona-Pandemie erschwert die Arbeit des Vereins allerdings enorm. Laut Christian Kötter mussten jegliche Veranstaltungen abgesagt werden. Sprach- und Integrationskurse können nur online stattfinden oder fallen schlichtweg aus. Heinz-Josef Zumharsch findet die Situation für die Schutzsuchenden verheerend. Seiner Ansicht nach ist es enorm wichtig, die sprachliche Kompetenz der Schutzsuchenden zu fördern. Unter der Covid-19-Pandemie findet das aber nur eingeschränkt statt, weil natürlich auch sie so viel wie möglich Zuhause bleiben müssen. Die wichtigen Sprachkurse und vor allem der Kontakt zu Muttersprachler*innen fällt damit leider weg. Ohne diesen Kontakt wird laut Hanz-Josef Zumharsch die sprachliche Förderung der Schutzssuchenden absolut vernachlässigt, weshalb sie zuvor Gelerntes schnell wieder verlernen.
Hinzu kommt, dass laut der Bundesagentur für Arbeit die Arbeitslosigkeit im Jahr 2020 vor allem bei Geflüchteten überproportional anstieg. Der Grund dafür ist, dass sie häufig prekären Berufssituationen ausgesetzt sind und sich ihre Tätigkeit nicht im Homeoffice erledigen lässt, wie beispielsweise Tätigkeiten in der Gastronomie oder in Hotels. Außerdem sind sie meist erst seit kurzer Zeit beschäftig und das oft befristet. Eine explizite Jobsuche ist laut Heinz Josef Zumhasch demnach derzeit kaum möglich.
Die Hyginemaßnahmen in Geflüchtetenunterkünften können auch nicht umgesetzt werden. Deutlich wird dies am Beispiel des Kölner Flüchtlingsheims, welches nach zahlreichen Infektionen der Schutzsuchenden mit dem mutierten südafrikanischen Coronavirus abgeriegelt werden musste. Die Unterbringungen von teilweise mehreren hundert Personen auf engstem Raum macht es unmöglich, die Abstandsregeln oder Hygienevorschriften einzuhalten. Auch Heinz-Josef Zumharsch bestätigt, dass Abstandsregeln nicht einhaltbar sind. Er ist aber auch heilfroh, dass in ihrem Zustandbereich noch keine Geflüchtetenunterkunft von solchen fatalen Ausbrüchen betroffen war.
Schutzsuchende sind unter der Covid-19-Pandemie also mehrfach belastet: Die Angst vor der Abschiebung, gepaart mit der Angst einer Ansteckung und die psychischen Folgen des Lockdowns richten einen verheerenden Schaden an. Zudem sind Menschen, die nur eine Duldung besitzen, auf einen Arbeitsplatz angewiesen. Doch dieser ist derzeit nur sehr schwer zu bekommen und zu behalten. Trotzdem laufen Abschiebungen im Normalbetrieb weiter.
Was also tun um dessen prekäre Lage zu verändern? Dank des Impfstoffes steht eine baldige Besserung der Gesamtsituation in Deutschland in Sicht. Hilfsorganisationen arbeiten jetzt schon an Plänen den Geflüchteten in ihrer Lage zu helfen und freuen sich immer über ehrenamtliche Helfer*innen.
Foto: Adam Nieścioruk auf Unsplash.
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