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Besuch im Hindu-Tempel Hamm

Am Montag, dem 11.04.2016, machten Ann-Katrin und ich uns auf den Weg nach Hamm. So wie uns die Begeisterung gepackt hat, eine Vielzahl an Berufen auszuprobieren, wollen wir nun auch andere Kulturen kennenlernen.

In Hamm fanden wir den (mittel)europaweit größten Hindu-Tempel indischer Art. Der Hinduismus stellt mit ca. 15% den am drittweitesten verbreiteten Glauben nach dem Islam (ca. 23%) und dem Christentum (ca. 31%). Seinen Ursprung fand dieser Glaube in Indien.

Waren wir anfangs überrascht von der geringen Größe des Tempels, beeindruckte uns dennoch seine imposante Erscheinung: Bunte Türme, handbemalt mit den Farben der unterschiedlichen Gottheiten und beschmückt mit etlichen Figuren, zieren das Dach des Tempels. Im Inneren wird der Besucher von Gottheit zu Gottheit durch den großen Raum geführt.

Da wir vorhaben, das jährlich stattfindende, zweiwöchige Große Tempelfest im Juli filmisch zu begleiten, war es eine gute Idee, sich vorab bereits dort umzusehen. Denn am Fest selbst werden bis zu 25.000 Menschen aus ganz Mitteleuropa anwesend und somit der Tempel ziemlich voll sein.

Herr Kroker erklärte sich dazu bereit, uns durch den Tempel und einen Teil des hinduistischen Glaubens hindurchzuführen. Bevor man den Tempel betritt, ist es wichtig seine Schuhe auszuziehen. Während die Hindus beim Tempelgang extra deswegen nur Schlappen anziehen, hatten wir natürlich aufwendige Schnürschuhe an. Etwas peinlich berührt, war ich also noch damit beschäftigt, Schuh Nummer eins zu öffnen und letztlich auszuziehen, während Herr Kroker bereits seelenruhig in der anderen Ecke des Raumes abmarschbereit wartete. Als wir es dann endlich geschafft hatten, traten wir ein. Das ganze Ambiente, aber vor allem auch der leicht orientalische Geruch ließ uns sofort in eine andere Welt eintauchen.

Während der christliche Gott in drei Gestalten (Vater, Sohn und Heiligem Geist) auftritt, um die Vielseitigkeit Gottes widerzuspiegeln, sind es im hinduistischen Glauben bis zu 330 Millionen. Jeder Tempel steht hierbei unter dem Namen eines anderen Gottes, und je nach Lebensphase betet man zu verschiedenen Göttern. Im Tempel selbst sind unterschiedliche Gottheiten in Form von Granitfiguren dargestellt, denen täglich Essen serviert und regelmäßig die Kleidung gewechselt wird. Das Karma, das Menschen nach dem hinduistischen Glauben während ihres Lebens sammeln und das immer bei der Seele bleibt, die nach dem Tod weiterzieht und sich einen neuen Körper sucht, spielt hier eine essenzielle Rolle. Denn wer schlechtes Karma sammelt, wird als etwas niedrigeren Ranges geboren und ebenso andersrum. So entsteht auch die Kastengesellschaft.

Zudem wird gesagt, dass jede schlechte Tat bestraft wird. Vielleicht unmittelbar, vielleicht auch erst 80 Jahre später. Somit haben Hindus ein sehr großes Bewusstsein für den Umgang mit Menschen und ebenso Tieren. Das ist auch der Grund, weshalb sich eine Großzahl der Hindus vegetarisch ernährt.

Was im Hinduismus um einiges einfacher ist, sind die Schriften. Während sie im Christentum in alle Sprachen übersetzt werden mussten, sind sie im Hinduismus vorwiegend gemalt und somit deutlicher zu verstehen. Jedoch gibt es im Hinduismus auch Freiheit für andere Auslegungen des Glaubens. Von Region zu Region hat der Priester mal mehr, mal weniger das Sagen. Dies führt jedoch auch öfter mal zu Konflikten, gerade was die Kastengesellschaft und somit den Glauben an das Karma angeht.

Da der Hinduismus (wie auch jeder andere Glaube) sehr komplex ist, konnten wir leider nicht alles darüber erfahren. Doch bereits in eineinhalb Stunden hatten wir sehr viel über die Kultur und den Glauben gelernt. So fiebern wir schon aufgeregt dem Tempelfest vom 20.06. bis 07.07.2016 entgegen!

Joanna Schindler

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