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Die Gier nach dem schwarzen Gold

Wer mit Öl arbeitet, macht sich schnell die Hände schmutzig. Was für Berufe wie KFZ-Mechatroniker*in sehr einfach nachvollziehbar ist, gilt in anderen Bereichen eher im übertragenden Sinne. Der Schmutz an den Händen kann auch als Synonym für katastrophale Folgen des eigenen Handelns stehen. Heute geht es um die Ölindustrie.

Die Umweltverschmutzungen durch den havarierten Öltanker „Exxon Valdez“ im Jahr 1989, bei dem 45.000 Tonnen Öl Alaska verseuchten oder die Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ 2010 im Golf von Mexiko, bei der geschätzte 800 Millionen Liter Öl zur schlimmsten Umweltkatastrophe der Geschichte führte, haben sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt.

Man sollte meinen und hoffen, dass aus diesen Geschichten gelernt wird. Aber die aktuelle Situation im Süden von Afrika zeigt, dass die Gier des Menschen dies scheinbar nicht zulässt.

Das kanadische Fracking-Unternehmen ReconAfrica geht davon aus, dass es im Okavango-Delta ein riesiges Ölvorkommen geben könnte. Ihrer Einschätzung zufolge könnte es sich um das größte, unerschlossene Erdölvorkommen der Welt handeln. Aus diesem Grund hat das Unternehmen die Lizenz erworben, um in einem 3,5 Millionen Hektar großen Gebiet nach Öl- und Gasvorkommen zu suchen, was in etwa der Fläche von Nordrhein-Westfalen entspricht.

Gebohrt werden soll in Namibia und Botswana. Dort hat ReconAfrica ziemlich lukrative Deals ergattert. Während in Namibia 10 % der Lizenz-Anteile an die staatliche Öl-Firma NAMCOR gehen und 90 % an ReconAfrica, sind es in Botswana 100 % für das kanadische Unternehmen.

Wer glaubt, dass es für die Bevölkerung der afrikanischen Staaten Vorteile bringen könnte, irrt sich. Geld kommt in Afrika nicht bei der Bevölkerung an, sondern wandert in die Taschen einiger weniger. Umweltschützer*innen sind alarmiert. Viele denken an die extremen Umweltschäden, die seit Jahrzehnten im Nigerdelta entstanden sind und wo seit Jahren gegen Ölkonzerne wie Shell, Chevron Texaco und TotalFinalElf geklagt wird.

Das Okavango-Delta gehört zum zweitgrößten Umweltschutzgebiet der Erde, schützt unter anderem die größte Population an freilebenden Elefanten (250.000 Tiere), ist die Heimat des Urvolks der San, Grundlage für die Frischwasserversorgung von einer Million Menschen in den Ländern Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia und Angola und wurde aufgrund des Artenreichtums zum Unesco-Welterbe ernannt.

Das kanadische Unternehmen versucht zu beschwichtigen und verweist darauf, dass es sich erstmal nur um Testbohrungen handeln würde. Auf ihrer Internetseite gibt es, wie heutzutage fast schon üblich, Informationen zu einem „Nachhaltigen Ansatz“, zu „Sozialer Verantwortung“ und „Umweltmanagement“. Das sind alles schöne Worte, aber die Katastrophe im Nigerdelta und auch die Folgen von Fracking-Bohrungen in den USA zeigen, dass es eben nur bei Worten bleibt. Es wird keine Hilfe geben in Bezug auf die langfristigen Auswirkungen für Gesundheit, Ökosysteme, den Erhalt der Artenvielfalt und die Folgen für den Klimawandel.

Dass es in unserer jetzigen Zeit, in der klar sein sollte, dass wir uns von fossilen Brennstoffen so schnell wie möglich verabschieden sollten, immer noch Unternehmen und Menschen gibt, die ohne Rücksicht auf die möglichen Auswirkungen für Umwelt und Nachwelt auf Öl setzen, macht mich wütend und fassungslos.

Für Ina-Maria Eshito Shikongo von Fridays-for-Future in Namibia ist es „der Anfang der Instabilität“ in Namibia, für Doug Allan von ReconAfrica eine „sehr aufregende Zukunft“.

PS: Hier geht es zu einer Petition gegen das Projekt von ReconAfrica.

Christian Hicking

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