OSTVIERTEL.MS

Die Corona-Tagebücher

Das Homeoffice greift um sich und erfasst auch die Bundesfreiwilligendienstleistenden im Bennohaus. In ihren Corona-Tagebüchern berichten die BuFDis aus ihrem Alltag und ihren ersten Erfahrungen mit dem Arbeitsplatz im eigenen Schlafzimmer.


Fazit

Das vollumfassende Homeoffice ist beendet und unsere Autor*innen kehren (zumindest in Schichten) an ihre Arbeitsplätze ins Bennohaus zurück. Zum Abschluss waren sie dazu aufgefordert, ein Fazit zu ziehen. Alle scheinen sich einig: Endlich ist es vorbei. Vielen Dank allen Schreiber*innen und Leser*innen der Corona-Tagebücher im Bennohaus. Hoffentlich bleiben die Umstände auf Dauer einmalig. In diesem Sinne: #stayhealthy


Woche 8: 01.05-08.05.2020

Die achte Woche unserer gesammelten Tagebucheinträge markiert sogleich das Ende dieser kleinen Dokumentationsreihe. Wenn das Bennohaus ab Mitte nächster Woche geöffnet ist, werden auch die Autor*innen das Vollzeit-Homeoffice hinter sich lassen können. Traut man den dieswöchigen Einträgen, kommt diese Nachricht keine Sekunde zu spät, denn das mentale Zahnfleisch scheint beinah vollständig abgerieben. Überwiegt einerseits die offensichtliche Angst vor der eigenen Faulheit, vor angezählten Weisheitszähnen oder schwachem Internet, wirken die beschriebenen Freuden über einen Geburtstagsplausch mit Sicherheitsabstand, den virtuellen Städtebau mit anthropomorphen Tierwesen oder eine Autobahnfahrt ins Tecklenburger Land (!) wie stumme Hilfeschreie nach altem Alltag. Da hilft zur Erholung abschließend und hoffentlich ein Blick auf kreative Sonderleistungen: Wunderschöne Fotos aus dem Nordkirchener Schlosspark und eine lyrische Auseinandersetzung mit der der ersten Mai-Woche. Danke!

Woche 7: 25.04-30.04.2020

Der Tag der Arbeit kostet uns in dieser Woche eine ganze Charge freitäglicher Tagebucheinträge, dafür bieten uns die übrigen Tagen ausreichend Unterhaltungsstoff. Unsere Autor*innen zeichnen neumodische Supermarktroutinen nach und führen den Kampf gegen schmutzige Scheiben, flüchten sich in alte und eigene Musik, träumen vom Autokino oder besuchen es gleich und raffen sich zwischen Konsole und Streams für den Sport oder den Hund auf. Heroisch!

Woche 6: 18.04-24.04.2020

Eine besondere Aufgabe stand den Autor*innen in dieser Woche bevor: Sie durften nur Bilder für sich sprechen lassen. Ein Fazit ist bei einer Aufgabe mit derlei Interpretationsspielraum nur schwerlich zu ziehen, aber offensichtlich spielen Wild- und Garten-Natur, Bildschirme und Zweitbildschirme, reichhaltige Ernährung und das alles gleichzeitig eine gewichtige Rolle in ihrem Alltag.

Woche 5: 11.04-17.04.2020

Das Osterwochenende liegt hinter uns. Die traurige Bilanz: Gleich zwei Sonnenbrände auf einmal! Das sonnige Wetter macht sich allerdings nicht nur auf der Haut bemerkbar: Vom Unkrautjäten in der analogen und digitalen Welt über das festivalabsagenbedingte Erholungsangeln am Kanal bis zum Ostereierverstecken, Ostereiersuchen und Ostereierfinden im Garten. Andere bereiten sich bei erfolgreichen Erst-Näh-Versuchen auf zukünftige Ausflüge ins fast schon fremd erscheinende “Draußen” vor. Dass virtuelle Freuden nicht hinten anstehen müssen, belegen Osterausflüge nach Azeroth oder auf pixeligen Ozeanen. Ein guter Zeitpunkt also, um über die Folgen des Serienkonsumeskapismus fürs eigene Umfeld zu sinnieren.

Woche 4: 04.04-10.04.2020

“April, April – der macht, was er will” – eine Bauernweisheit, die sich mit Blick auf das dieswöchige Thermometer bewahrheitet und viele unsere Tagebuchautor*innen trotz Schreibblockaden in die Sonne getrieben hat. Diese Woche gibt es daher Brunnenaushebungen im eigenen Garten, Supermarkttouren mit Türstehern, Sonnenbrand beim Angeln, Kräuter im Hochbeet und Rennradtouren für Spätaufsteher. Und Tristan? Der macht auch, was er will, und findet die Transformers-Filme gut. Schon in Ordnung.

Woche 3: 28.03-03.04.2020

Steter Begleiter der dritten Woche unserer Tagebuchschreiber*innen: Der Fragebogen! Das Ausbleiben physischer Kontakte schlägt aufs Gemüt, sogar der Drahtesel wird plötzlich vermisst. Während sich einige die Zeit mit Ausflügen in umliegende Bauernschaften und Besuchen lokaler Seestrände versüßen, werden anderswo Netflix und Tierdokus zum Lebensretter erklärt. Wahre Kreativität offenbart sich derweil beim Spielen mit Kuscheltieren und Barbies – alles für die Arbeit, versteht sich.

Woche 2: 21.03-27.03.2020

Das Ungewohnte wird langsam zum Gewohnten, auch wenn es an den Nerven zerrt: Einerseits weckt die Unfähigkeit zur Distanzwahrung im Drogeriemarkt ungeahnte Aggressionen, andererseits fehlen die Langsamgeher und Im-Weg-Steher nun plötzlich doch. Ohne Arbeit, kein Rhythmus – zumindest für manche Menschen, sodass die Nacht für den Produktivitätsschub herhalten muss. Die dafür freie Zeit am Tage lässt sich übrigens gut mit gleich doppelter Backkunst, Fremd-Hund-Ausführung oder virtuellen Saufgelagen füllen. Abschließend klingen die Leiden vom Zauberer ohne Publikum zwar wie ein Märchentitel, sind aber kein Märchen, sondern nur unser Unhappy End für diese Woche.

Woche 1: 16.03-20.03.2020

Die erste Woche wird zum Einpendeln genutzt: Zwischen der Herausforderung, den eigenen Alltag ohne feste Strukturen einzuteilen und freilaufenden Passanten auf offener Straße gezielt aus dem Weg zu gehen, ist endlich mehr Zeit für Hobbys. Darunter absolute Klassiker wie das Gießen von Untersetzern aus Epoxidharz oder abwechselndes PS4-Spielen und analoges Angeln. Endlich ist auch Zeit, sich den Frust über verantwortungslose Mitmenschen von der Seele zu schreiben. Fazit: Thank god for Netflix and Spotify.