OSTVIERTEL.MS

Jana

Fazit

Wir blicken zurück auf acht Wochen im Homeoffice. Ziemlich genau zwei Monate, in denen ich nicht einmal in die Nähe des Bennohauses gekommen bin (zuletzt übrigens am Freitag, den 13. April – danke Amira, für diesen Hinweis). Trotz der Tatsache, dass ich so lange Zeit nicht mehr den normalen Weg zur Arbeit zurückgelegt habe, fühlt es sich fast normal an, das Fahrrad aus dem Keller zu schleppen, vor roten Ampeln zu stehen und schließlich da zu sein: vor dem Bennohaus.

Aber nochmal ganz von vorne: ursprünglich sollte das Bennohaus „nur“ einen Monat geschlossen bleiben und alleine das kam uns allen schon wie eine Ewigkeit vor. Die erste Woche zuhause war noch komisch: Wann haben wir nochmal Besprechung? Wie machen wir das eigentlich? Welche Aufgaben kann man auch Zuhause erledigen?

Ich habe in der Anfangszeit mehrmals den Arbeitsplatz gewechselt – zu dunkel, nicht ungestört genug und so weiter… Aber dann hat sich alles recht gut eingependelt und aus den anfänglichen Schwierigkeiten wurde ein Alltag.

Letztendlich habe ich die vielen Vorteile im Homeoffice schnell zu schätzen gelernt: kein lästiger Arbeitsweg, zwischendurch kurz Dinge zu Hause klären, den Tag je nach Zeit nutzen, den Arbeitsplatz auf die Couch verlegen. Die Liste könnte noch viel länger sein, allerdings funktioniert das alles wiederum auch nur mit genug Disziplin: das „frühe“ Aufstehen hat zumindest gut geklappt (jedenfalls war ich meistens spätestens um halb zehn am Schreibtisch).

Andererseits sind soziale Kontakte auch ganz nett. Sich kurz absprechen, indem man durch den Raum ruft oder einfach ein kurzes Gespräch, ohne sich extra dafür verabreden zu müssen, fehlt Zuhause im Homeoffice doch mehr, als man denkt.

Der erste Tag zurück im Bennohaus ist gut gelaufen: solange man den Abstand einhält, ist, egal was man tut, alles viel spaßiger. Klar sind wir etwas aufgedreht, wenn wir uns zum ersten Mal seit Wochen wieder persönlich sehen. Ich habe das Team vermisst und ich bin – wie Solarfrieda – froh wieder hier zu sein, denn im Bennohaus ist man niemals allein.


Woche 8

01.05.-08.05.2020

Wechselhaftes Wetter. Routinemäßiges Arbeiten. So lässt sich Woche acht im Homeoffice ganz gut beschreiben.

Mein geregelter Tagesablauf startet am Montag recht gut, denn meine innere Uhr bringt mich um sieben Uhr zum Wachwerden, obwohl kein Wecker klingelt. Zeit für Produktivität – ich stelle meinen Artikel fertig und nehme noch einen Text auf.

Beim Einkaufen setze ich mittlerweile, ohne groß darüber nachzudenken, meine Maske auf und suche meine Sachen zusammen. Ein Nachteil: sobald man Menschen anspricht, wirkt man irgendwie unfreundlich, vielleicht muss man nach jedem Satz ergänzen: „Ich lächle übrigens“. Obwohl Hamsterkäufe nach so vielen Wochen ja kaum noch ansatzweise nötig zu sein scheinen (sofern sie es je waren – waren sie nicht), fehlen wieder einmal viele Lebensmittel in den Regalen: ich bin ja mittlerweile schon daran gewöhnt, immer mehrere Läden abklappern zu müssen.

Außerdem betrete ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine Innenstadt und stelle fest, wie verwundert ich darüber bin, dass die normalen Geschäfte wieder geöffnet haben. Vor einem Restaurant stehen die Leute Schlange, warten darauf, ihr bestelltes Essen abholen zu können. Tatsächlich habe ich seit Corona schon öfter Essen bestellt als jemals zuvor in meinem Leben.

Vorfreude auf das Ende dieser Woche stellt sich jedoch nicht ein (besonders nicht in Bezug auf das Thema Essen): am Donnerstag bekomme ich meine Weisheitszähne gezogen. Absolute Begeisterung meinerseits… nicht.

Ob dann ein guter Start in die nächste Woche möglich sein wird? Mal sehen…


Woche 7

25.04.-30.04.2020

Wir starten in die etwas verkürzte Woche Nummer sieben mit (noch) gutem Wetter. Mittlerweile habe ich mich so sehr an das Arbeiten zu Hause gewöhnt, dass die Vorstellung, irgendwann wieder ins Bennohaus zu gehen, fast komisch wirkt.

Mein Tagesrhythmus funktioniert ganz gut, ohne großartig das Haus zu verlassen, außer vielleicht zum Einkaufen oder für eine Tour mit Inlinern, was ich vor zwei Wochen wieder zum ersten Mal seit Jahren gemacht habe (also Inliner fahren, nicht einkaufen).

Apropos Einkaufen. Seit dieser Woche gilt die Maskenpflicht und das funktioniert, soweit ich das bis jetzt beobachtet habe, eigentlich ganz gut. Während im Radio über Tipps geredet wird, wie man Leute ansprechen soll, die sich nicht an das Tragen der Maske halten, habe ich bisher noch gar keinen Anlass dazu gesehen, weil tatsächlich in meinem Umfeld niemand gegen die Regel verstößt.

Anfang der Woche hat mich plötzlich das Aufräumfieber gepackt (zum Glück nicht das Coronafieber) und ich habe die Fenster geputzt. Diese Aktion war wohl so etwas wie ein Regentanz, denn selbstverständlich musste es genau dann anfangen sich zuzuziehen und den ganzen Tag über zu regnen. Die Fenster sind jetzt jedenfalls wieder von Regentropfen geziert. Hat sich richtig gelohnt.

Aber man muss auch das Gute sehen: ich kann mich nicht erinnern, dass es diesen April schon einmal so geregnet hat und wenn man den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt, plagt einen auch weniger das schlechte Gewissen, wenn das Wetter schlecht ist.

Und in der aufgeräumten Wohnung arbeitet es sich sowieso gleich viel besser.

Passend zum Regen, beziehungsweise dem schlechten Wetter, haben wir uns noch einmal in den Winter zurückversetzt und den Rotkohl aus dem Glas leergemacht, bevor er anfängt ein Eigenleben zu entwickeln. Weihnachtsstimmung im April? Warum nicht?. Man verliert ja sowieso auf Dauer etwas den Überblick, was das Datum betrifft.

Seit Dienstag wissen wir, dass das Bennohaus wohl noch mindestens eine weitere Woche geschlossen bleibt. Einerseits schade, dass es noch länger dauern wird, bis wir uns alle wieder persönlich sehen, am Kanal sitzen und unsere Mittagspause zusammen verbringen können. Andererseits finde ich es besser, noch abzuwarten und erst dann zu öffnen, wenn die Lage wieder etwas sicherer zu sein scheint.


Woche 6

Eine besondere Woche für unsere Tagebuch-Autor*innen, die diesmal Bilder für sich sprechen lassen.

Samstag, 18.04.2020

Sonntag, 19.04.2020

Montag, 20.04.2020

Dienstag, 21.04.2020

Mittwoch, 22.04.2020

Donnerstag, 23.04.2020

Freitag, 24.04.2020


Woche 5

11.04.-17.04.2020

Wir feiern ein kleines Jubiläum, die Holzwoche.

Ostern ist vorbei und mir mangelt es auf jeden Fall nicht an Süßigkeiten (das tut es allerdings sowieso nie, ich habe diese Woche Ostereier von Ostern 2019 weggeworfen).

Worüber spricht man am besten, wenn man nicht weiß, was man sagen soll? Über das Wetter. Nachdem es Anfang der Woche noch einmal winterliche Temperaturen gab, unter denen meine Motivation etwas zu leiden hatte, hat sich die Sonne zurückgekämpft und ich kann bei offenem Fenster an meinem Schreibtisch sitzen und diesen Text verfassen.

In den letzten Tagen sind immerhin drei selbstgenähte Masken in verschiedenen Variationen entstanden: nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich tatsächlich nur 18 Jahre gebraucht, um zu lernen, wie man mit einer Nähmaschine umgeht. Dass das Fernsehen nicht immer die Wahrheit sagt („Das geht super schnell“), musste ich dann auch feststellen, nachdem ich etwa eine Stunde pro Mundschutz aufgewendet habe, statt wie erwartet ein paar Minuten. Vielleicht liegt es ja auch an meiner „Begabung“.

Was war noch anders im Vergleich zu den bisherigen Wochen?

Nichts… Es passiert kaum etwas, die einzigen Male, in denen ich das Haus verlassen habe, waren, um mich in den Garten zu setzen oder eine Runde um die Felder zu laufen. Nicht einmal zum Einkaufen bin ich gegangen; wenn ich andere Menschen gesehen habe, dann aus weiter Entfernung oder vor meinem Fenster.

Anlässlich unseres Podcasts zum Thema Schule, den wir diese Woche aufgenommen haben: Ich bin sehr froh, letztes Jahr mein Abitur geschrieben zu haben, wenn ich vereinzelt über Social Media von den jetzigen Abiturient*innen meiner ehemaligen Schule sehe, wie sich manche für die eine, manche für die andere Möglichkeit aussprechen und Briefe an das Bildungsministerium schreiben. Natürlich dort auch eine noch ernstere Situation, da die Schulen im Kreis Heinsberg schon seit Ende Februar geschlossen sind.

Mein Fazit für diese Woche kann auch nicht neu erfunden werden: immer noch ist es eine blöde Situation, die hoffentlich bald Besserung verspricht und aus der vermutlich alle von uns so schnell wie möglich raus wollen. (Im wahrsten Sinne des Wortes).

Letztendlich ist aber bei gutem Wetter und mit Garten alles nur halb so schlimm und wie ich in den letzten Einträgen schon gesagt habe: Ich in meiner Situation habe eigentlich keinen Grund zu jammern. Und am Ende wird sicher alles wieder gut.


Woche 4

04.04.-10.04.2020

Die Woche startet und endet mit besten sommerlichen Temperaturen, was kann es Besseres geben? Zumindest mein Wunsch nach Wärme hat sich schon einmal erfüllt, was das Wiedersehen von Freunden und Familie angeht – abwarten…

Wenn die Sonne durchs Fenster nach drinnen scheint und man die Mittagspause im Garten verbringen kann (sogar mit der Sorge, man könnte sich einen Sonnenbrand holen), motiviert mich das ungemein und so verbringe ich den Montag damit, meinen Gottesdienst-Beitrag fertigzustellen und dabei einiges dazuzulernen: So ein Video hochzuladen bringt deutlich mehr Arbeitsschritte mit sich, als ich gedacht habe, aber dafür bin ich jetzt auch um einiges schlauer als vorher.

Zum Thema Freizeitbeschäftigung: Zum ersten Mal seit Anfang der Kontaktsperre habe ich Brötchen holen wollen und festgestellt – ich bin nicht die Einzige. Ich stehe über die Straßenecke hinaus in einer langen Schlange, damit alle genug Abstand halten und immer nur zwei Leute gleichzeitig den Laden betreten. Sieht ein bisschen lustig aus, funktioniert aber erstaunlich gut. Besser als im Rewe, wo es praktisch unmöglich ist, anderen Kund*innen aus dem Weg zu gehen, weil die Gänge deutlich zu eng gebaut sind… Jedenfalls deutlich zu eng, um darin 1,50 Meter Abstand zueinander zu halten.

Da ständig in jedem Laden irgendetwas ausverkauft ist, was ich dringend brauche, dauert die Einkaufstour durch verschiedene Supermärkte mittlerweile standardmäßig mindestens eine Dreiviertelstunde, auch wenn ich nur wenige Dinge auf meiner Einkaufsliste stehen habe. Also habe ich einen guten Vergleich zwischen den Methoden:

Aldi sagt zwar, sie würden nur 100 Kund*innen Zutritt zum Laden gewähren, kontrolliert wird dies allerdings nicht. Stattdessen muss ich auf gut Glück den Laden betreten, nur was, wenn dann schon über 100 Leute drin sind? Man weiß es nicht.

Besser funktioniert das Ganze bei Penny. Dort sind die Einkaufswagen begrenzt und ein Türsteher achtet darauf, dass man nur allein und mit Einkaufswagen hineingeht.

Nach einiger Zeit habe ich jedenfalls alle Zutaten gesammelt und grille abends zum ersten Mal in diesem Jahr. Dabei beeinträchtigt mich die Corona-Situation in keiner Weise.

Kleiner Spoiler: heute wurde ein westfälisches Rezept in Videoform umgesetzt. Nach drei Stunden riecht die Küche noch immer, als hätte dort ein Saufgelage stattgefunden, alles nur wegen eines winzigen Fläschchens Rum-Aroma. Ich hoffe, das gibt sich wieder…

Jetzt freue ich mich erstmal auf die kommenden Feiertage, auf dass die Zeit danach so schnell vergeht, dass ich es gar nicht merke, wenn ich plötzlich wieder im Bennohaus stehen kann.


Woche 3

28.03.-03.04.2020

Hinweis: Allen Tagebuchschreiber*innen wurde in dieser Woche ein Fragebogen zur Seite gestellt, den sie entweder direkt beantworten oder in ihren Texten einpflegen konnten.

Da ist sie: Woche Nummer drei. Die Woche, in der es plötzlich kälter ist, als den ganzen Winter über. Nach dem morgendlichen Lüften sitze ich mit Decke an meinem Schreibtisch, damit ich nicht erfriere – die Zimmertemperatur ist in nur zehn Minuten von circa 20 Grad auf 14 abgesunken. Ich freue mich weiter auf den Sommer.

Wahrscheinlich ist nicht einmal die Hälfte der Social-Distancing-Zeit um, aber ich habe schon jetzt keine Lust mehr darauf. In meinem Arbeitsalltag unterscheidet sich eigentlich gar nicht so viel – Ich stehe früh auf und gehe auch nicht überaus spät ins Bett, sitze am Schreibtisch statt auf der Couch, aber trotzdem beschleicht mich viel öfter das Gefühl von Langeweile. Vielleicht auch, weil es mir fehlt, zwischendurch mit meinen Kolleg*innen zu reden, durchs Bennohaus zu laufen und unterwegs ganz verschiedene Leute zu treffen. Der Hauptbestandteil im Homeoffice ist eben doch anders: man ist viel allein.

Was ich sonst gar nicht von mir gedacht hätte: mir fehlt das Fahrradfahren. Sonst war ich genervt, wenn ich jeden Tag aufs Neue mein Fahrrad aus dem Keller schleppen musste, jeden Tag derselbe Weg zum Bennohaus und wieder zurück. Momentan fände ich es gar nicht schlecht, vielleicht baue ich so etwas in meine tägliche Routine ein…

Momentan habe ich das Gefühl, dass die Menschen verhältnismäßig entspannt sind. Klar, manche wirken beim Einkaufen ein wenig gestresst beim Ausweichen, aber Panik habe ich noch nicht erlebt – im Gegensatz zu anderen.

Wenn ich an die erste Woche zurückdenke, fallen einige Veränderungen schon eher auf. War man noch vor knapp zwei Wochen die Außenseiterin, weil man an der Kasse versucht hat, den Sicherheitsabstand einzuhalten und Informationsschilder oder Markierungen schlichtweg nicht vorhanden waren, haben die Geschäfte mittlerweile professionell gedruckte Aufkleber überall auf dem Boden, Stellwände an den Kassen und Plexiglas schützt die Kassierer*innen.

Viel mehr Menschen tragen einen Mundschutz, mancherorts ist es sogar Pflicht. Da diese Mangelware jedoch fast überall ausverkauft ist, gibt es auch praktische Behelfslösungen.

Zwar schützen mich die Masken nicht, aber ich schütze andere und wenn jede*r eine Maske trägt, wäre dadurch auch jede*r besser geschützt.

Gar nicht schlecht – ich glaube, natürlich ohne ärztliches Fachwissen, dass das Tragen von Masken eine Menge zur Eindämmung des Virus beitragen kann.

Bei allem Meckern und Unzufriedensein über die aktuelle Situation, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt oder ich einfach mit der ganzen Familie und Freunden Zeit verbringen möchte: ich kann mich verdammt glücklich schätzen. Ich lebe in einem Land, dem ich durchaus zutraue, die Krise früher oder später in den Griff zu bekommen, andere haben da weniger Glück.

Ich bin nicht selbstständig, ich kann weiter von Zuhause aus arbeiten, ohne mich in Gefahr begeben zu müssen, ich bekomme weiter mein Geld und kann (mit der Unterstützung meiner Eltern) weiter meine Miete bezahlen. Und das wichtigste: meine Familie, meine Freunde und ich sind gesund.

Natürlich habe ich manchmal Angst. Angst davor, dass meine Familie das Virus bekommt, weil sie teilweise zur Risikogruppe gehört. Angst davor, dass unsere Wirtschaft zusammenbricht und alles anders wird, als ich es mir vorgestellt habe.

Aber ich denke auch daran, dass die Nachrichten nur noch aus Corona bestehen, dass jeder nur noch an Corona denkt und dabei anderes vergisst.

Durch die Corona-Krise sind die Menschen näher zusammengerückt (hoffentlich nur im übertragenen Sinne), es gibt viele Zeichen von Solidarität und Hilfsbereitschaft überall. Vielleicht ist jetzt auch ein guter Zeitpunkt, auch die armen Menschen, die nichts haben, in diesen Zusammenhalt miteinzubeziehen.

Mein Fazit bleibt ähnlich wie auch in den vergangenen Wochen: ich warte nur darauf, dass sich die ganze Welt wieder normalisiert. Und vielleicht ist sie danach auch ein Stück besser als vorher.


Woche 2

21.03.-27.03.2020

Auf geht‘s in die zweite Woche Homeoffice!

Was hat sich bisher verändert? Es gibt zwar eine Kontaktsperre, aber noch keine Ausgangssperre. Toilettenpapier gibt es auch nicht. Und Nudeln… na ja, kommt darauf an, wie viel Glück man hat.

Traurig aber wahr: in der zweiten Woche hat sich schon alles recht gut eingependelt, so dass ich das Gefühl habe, ich wäre schon seit Wochen zu Hause. Der Arbeitsalltag hat mich wieder eingeholt und ich sitze an meinem Stand-PC, statt an meinem Laptop und bleibe dort auch meistens, abgesehen von der Mittagspause.

Apropos Essen: die neu gewonnene Zeit nutze ich endlich dafür, das Mikrowellenessen zu streichen und dafür vermeintlich aufwendigere Gerichte zu kochen.

Auf dem Speiseplan diese Woche standen Gemüselasagne, Wraps, Kartoffelwedges, Pizza und Nudelauflauf.

Und siehe da: dauert alles gar nicht so lange, auch nicht, wenn man alles selbst macht. Durch Corona lege ich mir tatsächlich neue Gewohnheiten zu, die gar nicht zu verachten sind.

Weil diese Woche anstand, eine neue Formatidee zu entwickeln, schaue ich mich auf dem Spielplatz um (auch lange her, seit ich zuletzt einen betreten habe) und drehe ein paar Schnittbilder. Auch hier fällt auf: es sind Schilder aufgestellt worden, mehr als genug an allen Spielgeräten und Bänken, damit auch der Letzte versteht: die Nutzung der Spielgeräte ist untersagt. Das hält zwar ein Kind nicht davon ab, im Sandkasten zu buddeln, aber sonst ist trotz des schönen Wetters weit und breit niemand zu sehen.

Langsam macht sich bei mir der Frust über die ganze Sache breit: Den ganzen Winter hatte ich damit verbracht, mich auf den Sommer oder zumindest den Beginn von etwas wärmeren Temperaturen zu freuen und auf alles, was damit verbunden ist. Oder wäre. Jetzt kann man zwar auf der Terrasse sitzen, aber weder Eiscafés haben geöffnet, noch könnte ich, selbst wenn dem nicht so wäre, mit meinen Freunden dorthin gehen.

Da ich weder über Netflix, noch Amazon Prime oder Abos anderer Streaminganbieter verfüge, ist Serien gucken auch nicht drin, abgesehen davon, dass das sowieso nicht so mein Ding ist – sorry an alle Serienjunkies. Achja, ich zahle ja noch GEZ…

Fürs Erste schaffe ich es, die Langeweile zu besiegen, beschäftigen kann man sich ja sowieso immer, trotzdem bleibt mein Fazit gleich: Ich weiß, ich wiederhole mich, aber Menschen persönlich zu treffen finde ich viel schöner, als nur ihre Stimme zu hören. Und ich freue mich auch schon wieder auf die wuselige Stadt: oft bin ich genervt, wenn die Menschen vor mir in der Fußgängerzone viel zu langsam laufen, aber jetzt fände ich es einfach schön, wenn draußen alles etwas lebendiger wäre.


Woche 1

16.03.-20.03.2020

Tag eins

…im Homeoffice. Eigentlich ja gar nicht so schlecht, fast wie Urlaub. So ein wegfallender Arbeitsweg spart ja auch Zeit und im Schlafanzug am Laptop zu sitzen hat ja auch sein Gutes.

Aber so auf Dauer?

Abends wage ich dann doch einmal einen Schritt nach draußen, in die Welt, die gerade unterzugehen scheint, wenn man sich so manchen „Bericht“ einer nicht allzu seriösen Quelle anschaut… Zum Glück habe ich kein Ibuprofen genommen.

Unterschiede zu sonst bemerke ich auf den ersten Blick nicht; abgesehen von der Tatsache, dass man vor dem Aldi – im Gegensatz zu sonst – sofort einen Parkplatz ergattert. Drinnen merke ich schon – ich bin ein bisschen aufmerksamer, mache einen Bogen um die Frau vor dem Schokoladenregal und drehe mich um, als ein Mann den Laden betritt und als erstes einmal niesen muss (wohlgemerkt nicht in seine Armbeuge, na toll).

Auch das sinnlose Stöbern in Angeboten (von „super, ein Beistelltisch, nehme ich mit“ bis zu „vielleicht findet diese bereits geöffnete Keramikpommesschale ja noch einen Platz“) fällt dann wohl heute einmal weg. Auch nicht so schade für meinen Geldbeutel.

Später muss ich dann selbst zweimal niesen. Oh oh.

Tag zwei

Wir machen eine virtuelle Teamsitzung über Discord. Es dauert zwar etwas länger, bis alle versammelt sind, weil die Technik nicht immer so funktioniert, wie man es gerne hätte, aber eigentlich ist alles wie immer.

Ich bemerke wieder einmal die Vorteile, die das Zuhause-Arbeiten hat. Bei dem schönen Wetter seine Zeit auch draußen auf der Terrasse zu verbringen ist doch super. Abgesehen davon, dass mein Laptop-Bildschirm im Sonnenschein nicht allzu optimal ist. Es sei denn, man möchte gar nicht sehen, was man da eigentlich macht. Also doch wieder rein.

Tag drei

Woohoo, der Frühling ist da. Das denkt sich auch gefühlt jeder Zweite aus meinem Wohngebiet. Als ich beschließe, eine Runde nach draußen zu gehen, damit mir nicht die Decke auf den Kopf fällt, begegne ich ungefähr zehn Mal so vielen Leuten auf der Straße, wie um diese Zeit ohne Corona (sonst sind es ungefähr… gar keine). Auffallend viele, aber warum sollte man auch seine neu gewonnene Freizeit nicht so nutzen?

Damit man nicht krank wird und auch niemanden ansteckt. Ich weiß. Ich versuche zumindest Abstand zu halten, auch wenn man auf dem Dorf eventuell schräg angeschaut wird, wenn man kurz den Bürgersteig verlässt, wenn einem der nette ältere Herr entgegen kommt, der einen sonst „freundlich“ darauf aufmerksam macht, es hieße nicht Hallo, sondern Guten Tag. Okay, naja, ich bin nicht die von uns beiden, die der Risikogruppe angehört.

Jetzt fahre ich erstmal wieder zurück nach Münster, mal gucken wie es da ist. Der Zug ist jedenfalls fast leer – Gott sei Dank.

Tag vier

Der Tag beginnt mit einem Zahnarzttermin. Ich versuche, die Klinke herunter zu drücken, ohne meine Hände zu benutzen – klappt aber leider nicht. Immerhin scheint die Praxis noch etwas sehr Wertvolles erstanden zu haben, quasi pures Gold: Desinfektionsmittel.

Ich setze mich ins Wartezimmer und stelle fest: ich bin tatsächlich die Einzige. Auch gut, so wenig Zeit habe ich, glaube ich jedenfalls, in meinem ganzen Leben noch nicht beim Arzt verbracht. Auf dem Rückweg durch die fast ausgestorbene Innenstadt frage ich mich, wie die Leute es bei so viel Platz schaffen, trotzdem so nah an einem vorbeizulaufen. Selbst als ich ausweiche, scheinen sie extra den Meter neu gewonnenen Platz auszunutzen und weiter in meine Richtung zu gehen. Wenn das so weiter geht, kommt vielleicht doch die Ausgangssperre.

Am Abend helfe ich beim Gottesdienst-Livestream und übernehme eine Kamera. Zwischendurch kommen wir sogar auf über 80 Zuschauer. Das sind auf jeden Fall mehr Leute als in einer normalen Messe, freut sich ein ehemaliger Messdiener. Andererseits erfahre ich später vom Pastor, dass sich bei den Menschen zu Hause eine kleine Gruppe vor dem Bildschirm versammelt hat. Klar, gerade unter den Kirchengängern hat vermutlich nicht jeder Zugang zum Internet, aber das Ziel verfehlt die Aktion dann schon etwas. Trotzdem sind wir zufrieden, im Großen und Ganzen hat ja alles gut geklappt.

Tag fünf

Die erste Woche im Homeoffice neigt sich dem Ende zu. Mein vorläufiges Fazit: vieles ist genauso wie immer – seien es die eigenen Aufgaben oder Teamsitzungen. Manches ist vielleicht komplizierter, zum Beispiel Absprachen, ohne dass man sich persönlich sieht, aber letztendlich alles eine Sache der Gewohnheit. Pro- und Contra-Liste hin oder her – ich freue mich, wenn ich das ganze Bennohaus-Team wieder von Angesicht zu Angesicht treffen kann.