OSTVIERTEL.MS

Nele

Fazit

Insgesamt achtungsfünfzig Tage.

Eine Zusammenfassung also. Das ist schwerer als gedacht. Denn so zurückblickend ist eigentlich alles sehr schnell vorbei gegangen. Man stellt sich jetzt natürlich die üblichen Fragen: habe ich was gelernt? Werde ich mich in Zukunft anders verhalten? Die Antwort ist: teilweise.

Ich empfand es als sehr einfach, drinnen zu bleiben, was ja einen großen Anteil des ganzen Szenarios ausmachte. Die Sachen, die ich “dringend” brauchte, musste ich sowieso bestellen, da wenige davon vor Ort zu erhalten waren. Es fielen auch keine großen Termine in die Zeit (zumindest nicht bisher), also hatte ich auch nicht diesen Schockmoment, an dem etwas mir sehr Wichtiges abgesagt wurde.

Ich habe auch, um ehrlich zu sein, nicht sehr viel gelernt. Ich habe schon vorher Abstand zu Menschen gehalten. Natürlich ist es mir jetzt mehr im Sinn, mir die Hände zu waschen, die Frage ist nur wie lange.

Tatsächlich muss ich außerdem zugeben, dass ich es als sehr bereichernd empfunden habe, ein paar Hobbys nachzugehen, für die ich sonst keine Zeit hatte.

Dass ich jetzt mit den Fahrrad zur Arbeit fahren muss, stört mich auch relativ wenig, da ich das zum Sommer hin eh vorhatte.

Was hat sich also groß verändert?

Für mich – nicht viel. Allgemein wahrscheinlich das mindset, wobei ich kein*e Psycholog*in bin und wirklich nicht weiß, wie sich das nun auswirkt.

Ich freue mich trotzdem, wieder arbeiten zu gehen. Ein harscher Vergleich wäre, aus den Sommerferien wiederzukommen und endlich alle wiederzusehen.

Aus genau diesem Grund glaube ich auch nicht, dass ich lange zum neuerlichen Einarbeiten brauche, aber dabei bedenke ich natürlich nicht die ganzen Änderungen, die nun auf uns zukommen.

Ich denke, es ist dann doch wie in jeder neuen Situation – irgendwann ist sie Alltag.


Woche 8

Ich habe diese Woche für jeden Tag einen anderen lyrischen Text geschrieben, der mit meinen Erlebnissen an eben jenem Tag zu tun hat. Einfach mal als kleine Auflockerung. 🙂

Montag, 04.05.2020 | Tag fünfzig

Elfchen

Regen
manchmal warm
tröpfelt sehr sacht
Ich sehe viele Wolken
worth

Dienstag, 05.04.2020 | Tag einundfünfzig.

Ballade

Die Nacht tapst auf leisen Pfoten
warm und weich fühlt sie sich an
schleicht sich etwa etwas ran?
das ist doch nun verboten

andere Wärme als meine
ein dumpfes Licht strahlt sie an
so furchtbar sanft im Mondesklang
und doch so sehr alleine

so kuschelige Stille hier
atmet sanft und leise
Nähe dreht hier seine Kreise
süßes kleines Kuscheltier

Mittwoch, 06.04.2020 | Tag zweiundfünfzig.

Haiku

Musik kann so viel
neue ist immer spannend
außer die heute

Donnerstag, 07.05.2020 | Tag dreiundfünfzig.

Poetry Slam

Kreativität ist
Kreativität ist Ideen haben und sie verwirklichen.
Kreativität ist ein Thema, was immer nur mit Kunst zu tun hat.
Kreativität ist immer da, niemals weg.
Kreativität ist… kreativ zu sein, oder nicht?

Kreativität ist… wie ein Licht
manchmal da manchmal nicht
Kreativität ist bei dir anders als bei mir
unterschiedliche Gedanken unterschiedliche Ansichten
und trotzdem sind wir beide wir
perfekt
Kreativität ist nicht greifbar
nicht abrufbar
sehr verwundbar
Kreativität ist um zwei Uhr morgens einen Geistesblitz zu haben
und sich nicht dafür zu schämen
denn Kreativität kommt und geht
Kreativität muss frei sein
wie ein Vogel manchmal allein sein
manchmal hinfallen
und dann doch wieder aufstehen
um mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel auf zu sehen und zu sagen
das bin ich
Kreativität sollte nicht gemessen werden
zumindest nicht an Standards sondern eher an
“lass mal anders
sein als die anderen”
oder auch gleich
Kreativität ist, sich Inspiration hohlen
und es ist okay, wenn es nicht sofort klappt
denn das macht Kreativität aus
Kreativität ist… manchmal ist die Luft einfach raus

Freitag, 08.05.2020 | Tag vierundfünfzig.

Beim Schreiben ist mir aufgefallen, wie sehr Lyrik doch von der lauten Aussprache abhängt. Vor allem Poetry Slam. Ich hoffe, man kann sich trotzdem vorstellen, wie es vorgelesen klingen soll. Es war trotzdem eine schöne Abwechslung meinen Tag auf so eine Art und Weise zu erklären.


Woche 7

Samstag, 25.04.2020 | Tag einundvierzig.

Inzwischen kommen wir sehr gut damit klar, DSA online zu spielen. Wir haben uns gut damit abgefunden und treffen uns jetzt auch viel häufiger, als wir es wahrscheinlich sonst getan hätten. Ich könnte jetzt unser epische Abenteuer nacherzählen, aber ich denke, das wäre ein bisschen viel und ohne Vorwissen wahrscheinlich auch schwer zu verstehen.

Sonntag, 26.04.2020 | Tag zweiundvierzig.

Ich mag es, draußen fremde Leute einfach anzulächeln und ihnen einen guten Tag zu wünschen. Vor allem in so einer komischen und beängstigenden Zeit sollen wir einfach alle netter zueinander sein und ein kleiner Akt der Freundlichkeit kann einem Menschen vielleicht viel helfen.

Montag, 27.04.2020 | Tag dreiundvierzig.

Treffen in Zeiten von Corona hat immer einen komischen Beigeschmack. Normalerweise laufe ich immer glücklich auf meine beste Freundin zu und umarme sie erstmal. Heute stand ich in einem angemessen Abstand zu ihr und hob zum Gruß nur kurz die Hand.

Weil sie vor mir am abgesprochenen Treffpunkt war, hat sie uns beiden netterweise eben ein Eis geholt. Sie musste dafür extra einen Einkaufswagen in den Laden mit rein nehmen. Versteht mich nicht falsch, ich finde die Regelung schon sinnvoll, aber es sah sehr amüsant aus zwei kleine Eistüten in diesem riesigen Wagen zu sehen.

Neben dem Laden war außerdem ein Mülleimer, bis oben hin zugestopft mit Einweghandschuhen. Ein paar davon lagen sogar schon daneben.

Dienstag, 28.04.2020 | Tag vierundvierzig.

Wer es übrigens noch nicht getan hat, sollte unbedingt mal “Avatar – Herr der Elemente” gucken. Nicht den Film, danke. Es ist eine unglaublich schöne Serie, mit tollen Charakteren und sehr wichtigen und aktuellen Themen. Ich habe sie in meiner Kindheit geguckt und bin bin gerade dabei, diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.

Mittwoch, 29.04.2020 | Tag fünfundvierzig.

Heute war ich das erste Mal seit Anfang der ganzen Eingrenzungen in der Stadt. Die ganzen Geschäfte haben alle andere Sicherheitsmaßnahmen und Wege, wie sie sicherstellen, dass nicht zu viele bei ihnen im Geschäft sind. So wurde mir in zwei Geschäften vorher etwas in die Hand gedrückt, was ich beim Rausgehen wieder abgeben musste. In einem davon wurde das dann auch in einen extra Korb gelegt, um es wahrscheinlich später richtig zu säubern. In dem anderen wurde lediglich mit etwas Desinfektionsspray einmal über die Henkel des Korbes gewischt, das kam mir etwas wenig vor.

Generell sind die Menschen in der Stadt sehr auf Distanz aus, was ja auch gut ist! Der Markt sieht die ganze Zeit so aus, als würde er jeden Moment abgebaut werden. Tatsächlich halten die meisten Menschen auch in Reihe sich mehr an die Abstände als ich dachte. Auch wenn es oft verwirrend ist, herauszufinden, wo man genau lang gehen soll, weil auf dem Boden überall Pfeile kleben.

Ach ja und den Werbespruch “Alles anfassen, ausprobieren und live erleben.”, ist vielleicht jetzt gerade ein bisschen… überdenkenswert.

Donnerstag, 30.04.2020 | Tag sechsundvierzig.

Inzwischen habe ich kein wirkliches Fazit mehr. Man hat sich so sehr an alles gewöhnt.

Have some flowers.


Woche 6

Eine besondere Woche für unsere Tagebuch-Autor*innen, die diesmal Bilder für sich sprechen lassen.

Samstag, 18.04.2020 | Tag vierunddreißig.

Sonntag, 19.04.2020 | Tag fünfunddreißig.

Montag, 20.04.2020 | Tag sechsunddreißig.

Dienstag, 21.04.2020 | Tag siebenunddreißíg.

Mittwoch, 22.04.2020 | Tag achtunddreißig.

Donnerstag, 23.04.2020 | Tag neununddreißig.

Freitag, 24.04.2020 | Tag vierzig.


Woche 5

11.04.-17.04.20

Samstag, 11.04.2020 | Tag siebenundzwanzig.

Rausgehen ist schön, aber voll. Man merkt, wie die Menschen, die schneller als man selber laufen, wirklich versuchen Abstand zu halten, aber sehr genervt sind. Man merkt, wie Leute einen abschätzend angucken. Man merkt, wie es manche einfach nicht juckt.

Ich mag abgelegene Wege sowieso lieber.

Sonntag, 12.04.2020 | Tag achtundzwanzig.

Mein nächstes größeres Projekt ist ein Cosplay. Eigentlich wollte ich das schon in meiner freien Woche machen, das hat dann aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Unter anderem brauchte ich noch ein paar Werkzeuge, die ich leider erst morgen bekomme. Ich habe aber heute schon alles soweit vorbereitet und bin sehr aufgeregt! Es wird das erste Mal sein, dass ich mit Worbla (keine Werbung btw.) arbeite. Wenn ich dran denke, werde ich auch ein paar Bilder machen 🙂

Montag, 13.04.2020 | Tag neunundzwanzig.

Ein Freund von mir hat wieder angefangen WoW zu spielen und ich habe mich überreden lassen, das auch zu machen. Es macht tatsächlich auch wieder Spaß und wegen Corona und ein paar Ingame-Boni spielen es gerade auch echt viele Leute. Ich mag es, ab und an wieder dahin zurückzukehren. Vor allem im Moment hat es etwas Beruhigendes. Während hier alles explodiert, hat sich in der anderen Welt kaum etwas verändert.

Dienstag, 14.04.2020 | Tag dreißig.

Ich habe endlich alles für das Cosplay zusammen! Baumärkte sind wirklich voll, weil irgendwie alle sich erhoffen, dort das zu bekommen, was sie sonst in anderen Läden besorgen würden, denke ich. Und weil plötzlich alle Heimwerker werden. Versteht mich nicht falsch! Ich finde Sachen selber machen toll und unterstütze jeden, der sowas vorhat. Es ist toll, seine Zeit mit neuen Hobbys zu füllen. Ach, und alle hübschen ihren Garten auf.

Außerdem habe ich neue/alte Künstler*innen gefunden! von Cavetown habe ich schon länger ein Lied in meiner Playlist, aber erst jetzt noch andere Lieder von ihm entdeckt. Chloe Moriondo wurde mir einfach so vorgeschlagen und ich habe mich direkt in die meisten ihrer Lieder verliebt.

Mittwoch, 15.04.2020 | Tag einunddreißig.

Eine komische Welle von Motivation überfält mich. Vielleicht war es die eine Woche Pause, vielleicht, dass ich so viel Zeug zum Basteln geholt habe. Vielleicht beides. Ich muss jetzt nur aufpassen, dass ich nicht wieder zu viele Sachen auf einmal anfange, sonst wird nichts davon fertig. Aber ich denke, durch die extra Zeit sollte ich dieses Mal tatsächlich alles hinbekommen.

Donnerstag, 16.04.2020 | Tag zweiunddreißig.

Tipps zum Umgang mit Worbla bzw. eher Heißluftföhnen. NICHT da anfassen, wo die warme Luft rauskommt. Aua.

Trotzdem klappt das Basteln tatsächlich besser als erwartet! Es ist schön, endlich etwas zu machen, was man sich lange vorgenommen hat und dann auch noch zu sehen, dass es ziemlich genauso klappt, wie man es vorhatte.

Freitag, 17.04.2020 | Tag dreiunddreißig.

Fazit der Woche: Ich habe kein wirkliches Fazit. Ich habe mich sehr an das Ganze gewöhnt und versuche einfach das Beste daraus zu machen. Ich denke das gelingt mir auch jeden Tag ein bisschen besser.


Woche 4

04.04.-10.04.20

Urlaubsbedingte Zusammenfassung:

Ich hatte frei! Ist das groß anders als einfach Homeoffice zu haben? Ja, schon. Ich habe ein paar Sachen nachgeholt, die ich sonst nicht geschafft habe. Außerdem ist es schön, mal eine Pause einzulegen und es hat geholfen nicht “die ganze Zeit ein kleines bisschen” zu machen, wie das die letzten Wochen der Fall war. Außerdem hatte ich Geburtstag! Das ist in dieser Zeit genauso aufregend wie es klingt… was aber komplett nicht schlimm ist, weil ich eh nicht vorhatte zu feiern und auch generell nie groß gefeiert habe. Ich weiß nicht, was man sonst noch groß zu Entspannung schreiben soll.


Woche 3

Hinweis: Allen Tagebuchschreiber*innen wurde in dieser Woche ein Fragebogen zur Seite gestellt, den sie entweder direkt beantworten oder in ihren Texten einpflegen konnten.

Samstag, 28.03.2020 | Tag dreizehn.

Endlich mal das gute Wetter genießen. Auch wenn es nicht verboten ist, rauszugehen, hat es trotzdem einen komischen Beigeschmack, weshalb ich mich irgendwie damit schwer tue. Deshalb sind wir auch wieder eher abends rausgegangen.

Ich mag dieses Gefühl von Unsicherheit nicht. Es gibt so viele Fragen, die irgendwie nicht geklärt sind und ich tendiere dazu, dann lieber nichts als etwas Falsches zu machen.

Sonntag, 29.03.2020 | Tag vierzehn.

Wochenenden helfen meinem jetzt schon kaputten Schlafrhythmus wirklich kein Stück weiter, aber ich habe auch wirklich nicht die Energie, ihn wieder hinzubiegen. Vor allem wenn man bedenkt, dass es im Moment sowieso keinen Unterschied macht. In meiner Abiphase hatte ich einen besseren Schlafrhythmus als im Moment und das will was heißen.

Via YouTube und Reddit bekomme ich ein wenig mit, wie es in anderen Ländern aussieht und wie andere Menschen damit umgehen. Das ist wenigstens ein wenig beruhigend, weil anscheinend jeder auf seine eigene Weise struggled.

In Deutschland wird man von den Nachrichten zugedröhnt mit Corona-Neuigkeiten. Beim Essen hören wir meistens Radio und es gibt gefühlt kein anderes Thema. Das ist ja auch gut, es gibt viel zu erzählen, viel aufzuklären, aber es zieht einen auch sehr runter, genau zu wissen, wie viele Leute heute an dieser Krankheit gestorben sind. Außerdem stumpft es einen ab.

DSA lief übrigens sehr gut! Ich hatte – anders als erwartet – sogar das Gefühl, dass es einfacher ist, sich Sachen vorzustellen, wenn man im Discord ist und nur die Stimme der anderen hört. Man hat auch nicht wirklich mitbekommen, dass wir uns gerade in einer Ausnahmesituation befinden. Alles war irgendwie merkwürdig normal.

Montag, 30.03.2020 | Tag fünfzehn.

Der Unterschied zwischen Sonntag und Montag ist inzwischen ehrlicherweise non-existent. Außer, dass ich heute ein Bewerbungsgespräch hatte. Oder vielleicht eher Aufnahmeprüfung. Es ist interessant zu beobachten, wie verschiedene Unternehmen nun mit eingeschränkten Möglichkeiten umgehen. Ich bekam ein Quiz und zwei Design-Aufgaben, die ich dann in 45 Minuten bearbeiten musste. Ich hätte in der Zeit alles googlen können, das war mir auch bewusst, das wurde mir später sogar nochmal gesagt, das ich das ruhig hätte machen können. Aber wäre das nicht Schummeln gewesen? Was würde mir das bringen, wenn sie einen verfälschten Eindruck von mir bekommen? Ich frage mich, wie der Test vor Ort ausgesehen hätte.

Dienstag, 31.03.2020 | Tag sechzehn.

Meine Maus ist kaputtgegangen. Ausgerechnet der Linksklick, den man für so ungefähr alles braucht. Ich bestelle mir, sobald es geht, eine neue. Das ist sehr schade, weil ich eigentlich dachte, das diese mal länger hält. Außerdem tendiere ich sonst dazu, alles wirklich aufzubrauchen und nicht wegen eines kleineren Defekts wegzuschmeißen. Ich meine, sonst funktioniert sie ja noch tadellos.

Ich finde es sehr schwer, Langzeitdiagnosen aufzustellen im Moment. Eigentlich fällt mir das immer schwer, aber jetzt kommt dazu, dass ich es gerade auch nicht wirklich will. Es wird gerade eher akzeptiert, keinen Plan zu haben, als sonst, weil wirklich keiner einen hat. Das einzige ist, dass ich vielleicht jetzt schlechtere Aussichten auf eine Ausbildung habe als vorher, weil gerade keine richtigen Bewerbungsgespräche laufen können. Das wird sich dann aber einfach früher oder später zeigen, denke ich.

Mittwoch, 01.04.2020 | Tag siebzehn.

Es ist natürlich nicht alles schlecht im Moment. Auch wenn mich die bis jetzt geschilderten Gedanken wirklich beschäftigen, ist es doch sehr schön, mal Zeit zu haben. Ich kann viel Zeit mit meinem Freund verbringen und das genieße ich sehr.

Es ist zwar um einiges schwerer, einen PC hin- und herzuschleppen als einen Laptop, aber hey, das kenne ich ja schon von LAN-Partys.

Donnerstag, 02.04.2020 | Tag achtzehn.

Ich weiß nicht, warum, aber ich war einfach den ganzen Tag mehr oder weniger müde. Ich konnte mich nicht besonders gut konzentrieren und bin immer wieder vom Thema abgekommen. Deshalb kann ich heute auch nicht sonderlich viel schreiben. Solche Tage hat man einfach manchmal, denke ich.

Freitag, 03.04.2020 | Tag neunzehn.

Fazit der Woche: Mir ist nicht wirklich langweilig, aber alleine, dass ich jeden Tag wirklich etwas länger überlegen muss, was ich heute aufschreibe, sagt vielleicht doch schon recht viel aus. Ich mache stetig etwas. Das sind meistens aber eher kleine, unwichtige Sachen. Sie räumen mein Leben im Großen und Ganzen mehr auf, aber es würde auch ohne sie gehen.

Ich vermisse das Bennohaus unglaublich sehr. Ich vermisse meinen Arbeitsalltag, die Menschen, das Rumlaufen und Austauschen. Es ist einfach nicht das Gleiche, jemanden über Riot anzuschreiben. Mir fällt es eh schon schwer, auf Menschen zuzugehen und ich finde anschreiben nur noch schlimmer. In Person sehe ich wenigstens die direkte Reaktion. Ich habe das Gefühl, ich bekomme nichts mehr von den meisten mit. Sonst konnte man sich schön in der Mittagspause oder nach der Arbeit austauschen, ein bisschen ins Leben des anderen reinriechen. Mir war aber auch klar, dass ich das alles vermissen werde. Meine Zeit ist ja sowieso begrenzt und jetzt wird sie einfach nur noch weiter verkürzt. Das finde ich mehr als schade. Ich habe immer jede Sekunde im Bennohaus genossen.


Woche 2

Samstag, 21.03.2020 | Tag sechs.

Nachtrag zu Freitag: Das Bewerbungsgespräch verlief ziemlich gut. Tatsächlich war das Telefoninterview üblich und fand nicht etwa wegen Corona statt. Ich wurde aber vorgewarnt, dass ich erstmal nicht zu einem persönlichen Gespräch eingeladen werden könne, aus den offensichtlichen Gründen.

Ich war tatsächlich heute mal tagsüber draußen. Eigentlich mit der Intention bei dm Bilder auszudrucken, aber das ist das einzige, was komplett nicht ging, da die Automaten geschlossen hatten. Verständlich auf den ersten Blick, nicht so verständlich wenn man davor bei der Sparkasse war und sich an einem, doch recht ähnlichen Automaten, Geld abgehoben hat. Trotzdem will ich auch nicht unbedingt ein Touchpad anfassen, was wahrscheinlich den ganzen Tag nicht desinfiziert wird (ich hatte dafür Handschuhe mit). Also keine Bilder für mich.

Im Eingangsbereich von dm stand eine Frau, die mit einem Klicker gezählt hat, wie viele Besucher*innen rein und raus gehen. Bei mir war das kein Problem, aber die Dame hinter mir durfte nicht mehr rein, weil dann der Laden zu voll gewesen wäre.

Allgemein musste man im Geschäft einen Abstand von 1,5 Metern einhalten was… absolut nicht geklappt hat. Hat irgendjemand schonmal aktiv versucht, einen solchen Abstand einzuhalten? An jeder Ecke stand jemand, an dem*der ich mich gerade NICHT vorbei quetschen wollte, aber das schien wirklich niemand einzusehen. Die haben das bei mir nämlich trotzdem einfach gemacht. Auch vor jedem Regal, an das ich wollte, suchte gerade eine Person ganz vertieft nach genau dem richtigen Produkt und ich stand daneben und wartete. Ich glaube mein Einkauf hat etwa dreimal so lange gedauert, wie normalerweise.

Wer sich das System an der Kasse ausgedacht hat, dachte anscheinend, dass man nur nach vorne und hinten Abstand halten muss. Direkt links neben mir stand eine andere Person an der anderen Kasse. Ich glaube, ich gehe einfach gar nicht mehr raus.

Sonntag, 22.03.2020 | Tag sieben.

Wir haben beschlossen, unsere geplanten DSA-Sessions nicht ausfallen zu lassen, sondern sie über Discord auszutragen. Ich bin wirklich gespannt, wie das laufen wird. Heute haben wir erstmal alles eingerichtet und uns überlegt, wie das mit der Musik laufen wird (wir spielen sie über Spotify ab). Wir haben das entschieden, noch bevor die Kontaktsperre entschieden wurde. Ich finde die ganze Sache ein bisschen zu vage gehalten. Natürlich ergibt es Sinn, keine absolut genauen Regeln festzulegen, aber ich denke, so kommen einfach viele Fragen auf.

Montag, 23.03.2020 | Tag acht.

Aus irgendwelchen Gründen hatte ich heute einen enormen Tatendrang und habe angefangen alte Hobbys bzw. “was-ich-schon-immer-mal-machen-wollte” aufzugreifen. Ich habe also mit Lettering angefangen, um irgendwie meine überschüssige Kreativität aufzubrauchen. Bin gespannt, wie schnell ich dort Fortschritte mache.

Ein Freund, mit dem ich lange nicht mehr gesprochen hatte, hat mir erzählt, dass seine frisch gegründete Klamottenmarke leider wegen Corona zum totalen Stillstand gekommen ist. Man muss dazu sagen, dass diese auf Sportler ausgelegt waren. Das ist natürlich mehr als unglücklich. Ich dachte vorher immer, dass jetzt alle Onlineshops total von der Situation profitieren, aber bestimmte Spezialisierungen sind einfach gerade nicht gefragt.

Dienstag, 24.03.2020 | Tag neun.

Langsam kommt die Zeit, wo mein Rhythmus in die komplett falsche Richtung shiftet und ich dazu tendiere, eher nachts kreativ zu sein. Das ist vielleicht nicht sonderlich schlimm, ich finde es nur wirklich nervig.

Dafür kann ich Zuhause das gleiche Lied den ganzen Tag in Dauerschleife hören, ohne, dass es jemanden stört (jedenfalls hat sich noch kein*e Nachbar*in beschwert).

Ich habe sehr viel Spaß am Lettering gefunden, ich mache es den ganzen Tag immer mal wieder zwischendurch, wenn mein Kopf gerade eine Pause braucht. Irgendwie hat es etwas beruhigendes.

Mittwoch, 25.03.2020 | Tag zehn.

Ich habe eine sehr nette Streamerin wiederentdeckt. Ich habe außerdem bemerkt, dass sich Streams hervorragend zum Nebenbei-Gucken eignen und irgendwie alles auflockern.

Da die Schnüre an meiner Wand (zur Befestigung von Plakaten etc.) sich immer noch wellen, habe ich alles Mögliche, was irgendwie schwer war, daran befestigt. Jetzt sieht mein Zimmer aus wie ein Schießstand oder so, ich hoffe, es bringt wenigstens was.

Donnerstag, 26.03.2020 | Tag elf.

Auch wenn man jetzt viel Zeit zum Suchen von Sachen hat, heißt das nicht, dass das mehr Spaß macht. Heißt auch nicht, dass man die Sachen einfacher findet. Dafür konnte ich wenigstens meine Festplatten mal ein bisschen aufräumen.

Es ist Wahnsinn, wie schnell ein Tag vergeht, wenn man alles so ein bisschen und auch irgendwie alles gleichzeitig macht.

Freitag, 27.03.2020 | Tag zwölf.

Meine beste Freundin möchte sich meinen Laptop ausleihen, weil ihre Uni-Termine zur Abgabe von den Mappen aus irgendwelchen Gründen noch nicht verschoben wurden. Eigentlich war es so geplant, dass sie an meinen Standrechner kann, um sich von mir Photoshop erklären zu lassen. Das müssen wir jetzt alles über Telefon oder Skype machen und das macht es einfach nur alles komplizierter. Generell wird alles einfach kompliziert und das kann an manchen Ecken wirklich nerven.

Mein Fazit der Woche: ich bin müde. Ich will wieder in einem Büro arbeiten, um einen besseren Schlafrhythmus zu bekommen und motivierter zu werden. Mir fällt es zwar nicht schwer, drinnen zu bleiben (das kannte ich schon), aber keinen geregelten Tag zu haben ist nichts für mich. Ich freue mich schon, wenn ich irgendwie ein paar feste Termine habe.

Außerdem: Hobbys nachzugehen kann anstrengend sein.


Woche 1

Vorwort

Ich denke, es startet einfach mit vielen Fragen. Was mache ich jetzt? Wie mache ich das jetzt? Was kann ich überhaupt noch machen? Habe ich vielleicht noch Sachen, die ich lange schon machen wollte, aber nie Zeit dafür hatte? (Wie ein viel zu detailliertes Quarantäne-Tagebuch schreiben, weil ich gerne schreibe, aber es nie tue…)

Ein paar der Fragen werden sich wahrscheinlich erst mit der Zeit beantworten.

Eine Sache habe ich jedoch direkt beantworten können: ich kann endlich alles bestellen, was ich nie konnte, weil niemand zu Hause war, um es anzunehmen. Also habe ich mir Sonntag Kabel und andere Sachen auf Amazon zusammengestellt, um endlich (und das ist die zweite Sache, zu der ich nie gekommen bin) mein Zimmer zu Ende zu gestalten! Jetzt muss ich nur noch warten…

Warten mache ich eh viel, also sollte das gehen, oder?

Naja, jetzt wo ich weiß, wie ich alles machen will und was ich dafür brauche, will ich es eigentlich sofort umsetzen. Mehr Updates am Mittwoch.

Generell habe ich nicht so große Angst um mich, mehr um die Menschen in meiner Umgebung. Ich habe Angst, dass ich Überträger*in sein könnte, ohne es zu wissen.

Montag, 16.03.2020 | Tag eins.

Meine beste Freundin zieht um. Sie meint, sie möchte das noch schaffen, bevor sie zuhause eingesperrt wird. Wir mussten dafür Reinigungsmittel holen, um ihre Wohnung sauber zu machen, bevor sie die ganzen Möbel reinbringt. Das Problem dabei ist: es ist alles ausverkauft. Also benutzen wir nur Allzweckreiniger und kein Desinfektionsmittel. Das passt schon, ist nicht so schlimm, dann wischt sie Oberflächen halt erstmal nur mit Wasser ab. Die Fenster und den Boden konnten und haben wir jedoch schon gereinigt, also immerhin etwas. Dazu mussten wir jetzt zwar raus und unter Menschen, aber nicht lange. Trotzdem macht es einen ein bisschen mulmig.

Dienstag, 17.03.2020 | Tag zwei.

Ich finde es ohne richtigen Alltag schwer, morgens aufzustehen. Wenn ich was zu tun habe, aber in keinem bestimmten Zeitrahmen, tendiere ich dazu, alles nachts zu machen, weil ich da kreativer bin. Immerhin bleibt der „lange“ Weg zur Arbeit aus, wegen dem ich sehr viel früher aufstehen müsste. Homeoffice ist trotzdem nicht meins, ich finde, viel lenkt einen Zuhause zu sehr ab.

Ich versuche mir anzugewöhnen, in meiner „Mittagspause“ rauszugehen, damit ich nicht den ganzen Tag am Computer sitze, sonst bekomme ich meine Energie nicht los. Es fühlt sich komisch an, nach draußen zu gehen, auch wenn das, sofern man nicht anderen Menschen zu nah kommt, ja eigentlich kein Problem darstellt.

Immerhin komme ich so endlich dazu, Bewerbungen zu schreiben.

Mittwoch, 18.03.2020 | Tag drei.

Meine Bestellungen sind angekommen! Also erstmal alles auspacken, einstöpseln und richtig aufräumen. Leider fehlen mir noch einige Teile, heißt: es ist letztendlich unordentlicher als zuvor. Dafür konnte ich endlich die letzte Leiste zum Befestigen meiner unzähligen Poster an der Wand anbringen, damit die schon mal nicht mehr sinnlos überall rumstehen.

Abends werden dann auch tatsächlich mal ein paar Videospiele nachgeholt, für die ich sonst keine Zeit oder Energie mehr hatte.

Das mit der Mittagspause hat absolut nicht geklappt. Eher noch setze ich mich mit Essen vor den PC und mache die ganze Zeit ein klein bisschen etwas.

Donnerstag, 19.03.2020 | Tag vier.

Heute war ein ziemlich ruhiger Tag. Ich habe mit Katzen gespielt und wir sind am Abend (eher nachts) rausgegangen um den, dann-nicht-mehr-so-schönen, Tag auszunutzen. Nachts rausgehen hat etwas beruhigendes, weil wirklich absolut niemand da ist. Es haben auch keine Lichter in den Häusern gebrannt, als würde man durch eine abgeschottete Welt laufen.

Freitag, 20.03.2020 | Tag fünf.

Ich wurde gestern zu einem Telefoninterview eingeladen. Ich bin mir nicht sicher, ob das an der momentanen Lage liegt, oder ob sie das einfach immer machen. Ich bin gespannt, wie das so läuft.

Mein Fazit der Woche ist: der Tag geht schneller vorbei als gedacht. Es gibt irgendwie immer viele Kleinigkeiten zu tun und eine absolute Welle an “das muss ich unbedingt noch machen, ich habe ja gerade Zeit!” Mal sehen, was ich davon so abgearbeitet bekomme.

Abends mehr Zeit zu haben, um vielleicht rauszugehen, finde ich sehr schön. Generell entzerrt sich irgendwie alles. Ich habe nur Angst vor einer Ausgangssperre.